Schwerpunkt nah an die Wand und „Fiaß, Fiaß, Fiaß!“
So kann man ungefähr die Lehren des gestrigen Abends beschreiben, welche ich aus knapp zwei Stunden Bouldern unter fachkundiger Anleitung im Münchener Osten gezogen habe. Ich wurde ja lange bedrängt, auch mal zu klettern, und nachdem ich es gestern – ich gebe zu mit einer gehörigen Portion Skepsis – probiert habe, muss ich gestehen: Es macht richtig Spaß!
An dieser Stelle möchte ich mich mal bei Franz dafür bedanken, dass er mich so lange damit genervt hat, bis ich zugesagt habe, das mit dem Klettern mal zu versuchen. Ohne ihn hätte ich das sicher nie gemacht (und ohne seine Hilfe und Anleitung auch nicht geschafft), wäre um eine Erfahrung ärmer und hätte eine Menge Spaß verpasst.
Aber mal der Reihe nach, wovon rede ich hier eigentlich? „Bouldern“ ist sowas ähnliches wie Klettern, also das Besteigen einer mit lustig geformten bunten Nocken, Haken und Griffen bestückten Wand. Der Unterschied liegt darin, dass man beim Klettern wirklich hoch klettert (die Wand im High East gestern war ca. 20 Meter hoch) und daher von jemandem gesichert werden muss, wärend man beim Bouldern mehr damit beschäftigt ist, kurze aber schwierige Passagen auf niedriger Höhe zu bezwingen. Bouldern ist also so ne Art Trockenübung für’s richtige Klettern. Man kann es allein machen (weil man niemanden braucht, der das Sicherungsseil festhält) und wenn man runterfällt landet man auf weichen Matten und fängt einfach wieder von vorne an.
Das ganze ist ungefähr doppelt so anstrengend, wie es sich anhört, vor allem da die verdammten Wände selten senkrecht stehen, sondern mehr oder weniger stark nach vorne gekippt sind (also einen Überhang bilden). Hierdurch fiel es mir als ungeübtem Kletterer extrem schwer, mein Gewicht auf die Füße zu stützen, was wohl zu einem Teil die Müdigkeit und Schmerzen in meinen Unterarmen erklärt. Von den Fingern, die noch heut früh ein bisschen weh taten, ganz zu schweigen. Wie auch immer, man versucht also, sich irgendwie mit den Händen in der Wand festzuhalten und dann mit möglichst viel Kraft aus den Füßen weiter nach oben zu kommen. Hierbei folgt man einer bestimmten, durch farbig markierte Griffe vorgegebenen Route. Je näher man den Körper dabei an die Wand bekommt, desto weniger anstrengend wird das Festhalten, da man dann nicht so stark aus der Wand „herauskippt“, und je mehr man sich mit den Beinen nach oben drückt, desto stärker werden die ohnehin sehr beanspruchten Arme und Hände entlastet. Klingt ganz logisch, ist in der Praxis mitunter aber recht schwer umzusetzen.
Nach ungefähr zwei Stunden an der Wand und auf der Matte habe ich es immerhin einmal geschafft, einen vorgegebenen Boulder-Weg bis zum Ziel durchzuklettern (und unzählige andere zu versuchen) und war trotz schmerzender Hände (ich hab danach kaum meine Schuhe zubinden können) ein bisschen stolz auf mich. Jetzt hoffe ich, dass der Muskelkater in den Unterarmen schnell vorbei geht und wir es nächste Woche gleich nochmal versuchen können.
Ich bin ja auch manchmal gerne ein Besserwisser, aber irgendwie ist das ultimative Kompendium der Besserwisserei ja Bastian Sicks „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“, welches jedem der deutschen Sprache halbwegs mächtigen Menschen ermöglicht, bei jeder x-beliebigen Gelegenheit „Halt! Falsch!“ zu schreien und unter Verweis auf das genannte Werk auf irgendwelche Formulierungen hinzuweisen, die es ja gar nicht gebe.
Wer ist dieser Bastian Sick, dass er sich anmaßt, Muttersprachlern vorzugeben, wie sie _ihre_ Sprache zu benutzen haben? Solche sprachlichen Besserwisser sind genau so schlimm wie die KuMi-Konferenz, die sich einbildet, über die Köpfe von über hundert Millionen Sprechern hinweg entscheiden zu können, was richtiges, besseres oder einfacheres Deutsch sei.
Grundsätzlich kann jeder Muttersprachler sagen, was er will, und es kann per definitionem nicht falsch sein (denn wer, wenn nicht die Sprecher einer Sprache, legt fest, wie diese Sprache zu verwenden ist). Es mag ja sein, dass es eine ungebräuchliche Verwendung ist, aber es gleich als falsch zu bezeichnen und “geht nicht” zu schreien zeugt eigentlich von nichts anderem als der eigenen Kleinkariertheit und Engstirnigkeit. Im Übrigen verändert sich Sprache ständig, und was vor fünf Jahren “falsch” war ist heute vielleicht schon “richtig”. Ich sage nur die Formulierung “in 2007″ für Datumsangaben. Gibt’s im Deutschen eigentlich auch nicht, wird aber mittlerweile so oft verwendet, dass es in absehbarer Zeit wohl zur Standardsprache gehören wird.
Ein weiteres Beispiel ist die Formulierung „es macht Sinn (dieses und nicht jenes zu tun).“ Hier findet man dann gleich den Hinweis, dass es ja eigentlich „es ergibt Sinn“ an Stelle von „es macht Sinn“ heißen müsse.
Dabei ist es ja semantisch ein Unterschied, ob etwas “Sinn ergibt” oder “Sinn macht”. “Sinn ergeben” bedeutet ja soviel wie “logisch und verständlich sein” oder “ich habe das zu Grunde liegende Prinzip verstanden”. “Sinn machen” bedeutet hier jedoch, dass es “sinnvoll” im Sinne von “vernünftig” oder “eine kluge Entscheidung” ist, also etwas völlig anderes. Dass es sich grundsätzlich dabei um eine Lehnbildung vom englischen “it makes sense” handelt, welches wiederum die Übersetzung von “es ergibt Sinn” ist, ist mir bewusst, es stört hierbei aber nicht. Sprache ist immer nur ein Werkzeug zur Übermittlung von Informationen. Und ob man die Weißwurst nun zutzelt oder schneidet ist egal, Hauptsache man wird satt. Von daher kann der gute Bastian Sick mal schön nach Hause gehen.
In diesem Sinne, man lasse sich seine Gedanken nicht durch Sprachregulierung einschränken. Denn wie war das noch, der Geist endet an den Grenzen der Sprachen (oder so ähnlich) – und wenn man halt etwas mehr Geist hat, muss man eben auch die Sprache erweitern!
PS: Wie gut es doch ist, ein eigenes Blog zu haben, auf dem man seine Meinung nach Belieben kund tun kann, ohne dass einem jemand sagt, was man sagen kann oder darf und was nicht. So. 😛