Was macht Unterricht aus? Für mich das Gespräch, die Interaktion mit den Schülern. Vielleicht auch ein bisschen die Bühne, auf der man als Lehrer stehen darf. Ist aber natürlich nur eine gefakte Bewunderung (mangels eines besseren Wortes), die man erfährt, weil die Schüler natürlich – mehr oder weniger bewusst – nett sind, weil man sie als Lehrer bewertet.
Was macht guten Unterricht aus? Idealerweise: Dass alle was lernen. Klar. Dafür sind sie da. Ich ja auch (zum Beibringen zunächst, aber irgendwie auch zum Lernen). Dass alle Spaß haben? Wäre nicht schlecht. Ohne geht das Lernen schlechter. Das Leben insgesamt auch. Wenigstens 1x sollte man wohl lachen in einer Stunde, ohne dass ich jetzt darüber Buch führe. Die Grundstimmung, mit der man (als Lehrer) in den Unterricht geht, macht da eine Menge aus. Merke ich stark bei mir, da diese in letzter Zeit eher nicht so wahnsinnig gut ist. Auch nicht schlecht, aber irgendwie etwas gedämpft und weniger beschwingt. Hätte ich gerne wieder. Bräuchte dafür aber mehr Freiräume, in der Schule und auch sonst. Das hat mir das komplett freie und planungslose Wochenende eröffnet. Dass alle gerne kommen? Ist vielleicht ein zu hehrer Wunsch, der guten Unterricht ins Reich des Unmöglichen versetzt. Aber dass die meisten nicht komplett ungern kommen, wäre doch sehr wünschenswert. Dass der Lehrplan erfüllt wird? Nein. Komplett egal. Ist zwar prinzipiell wünschenswert, um Reibung im Kollegium und bei der Klassenübergabe zu vermeiden, aber besser oder schlechter wird der Unterricht in der einzelnen Stunde und im ganzen Jahr dadurch nicht.
Ist Unterricht das Schönste an der Schule? Für mich tatsächlich schon, denke ich. OK, Fahrten oder Ausflüge und Events wie Konzerte mögen noch ein wenig schöner sein, sind aber natürlich nicht als Langzeitprogramm denkbar. Da ist es schon der Unterricht. Definitiv besser als Konferenzen. Als Korrekturen. Auch als das Vorbereiten von Unterricht. Das ist ja immer so eine Mischung aus Idealismus (was könnte, sollte, müsste man machen) und Realismus (was wirds am Ende wirklich, was ist umsetzbar). Oder eher noch ein Kompromiss als eine Mischung. Manchmal gewürzt mit einer Prise Verzweiflung (Was soll ich denn noch alles machen? Und wie soll man dieses Thema vermitteln?). Schöner auch, das ist natürlich alles subjektiv, als außerunterrichtliche Tätigkeiten, wie die Mitarbeit in Arbeitskreisen, Mitwirkung an Konzepten oder das Warten der Technik (das wäre mal ein eigenes Thema). Diese Dinge sind aber, für mich, alle Notwendig als Ausgleich. Hauptsächlich fürs Korrigieren (weniger Unterricht = weniger Schulaufgaben = weniger Korrekturen), aber auch, um immer wieder zu erfahren, wie schön das im Klassenzimmer Stehen tatsächlich ist. Was jetzt nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass das Arbeiten mit KollegInnen unbefriedigend oder nicht schön wäre (nur selten). Aber unterrichten ist halt doch noch mal schöner.
Brauchen wir Unterricht noch? Ich würde sagen ja, bin da aber freilich voreingenommen. Sicher braucht nicht jeder Unterricht und es braucht auch nicht jeden Unterricht. Aber ganz ohne den Austausch, mit Leuten, die es (irgendwas) besser wissen und das (mal besser, mal schlechter) erklären können, kann ich mir menschliches Lernen auch nicht zur Gänze vorstellen. Vielleicht auch, weil sicher oft mehr für die Lehrperson gelernt wird als für das Fach, die eigene Entwicklung oder die Zukunft des Landes. Was wir sicher mehr bräuchten, wäre freierer Unterricht (in Methoden und Inhalten), der weniger rigide abgesteckte Inhalte hat und dafür Schülern mehr Möglichkeiten bietet, ihren Interessen nachzugehen. Wie man das mit einer gleichzeitig trotzdem notwendigen grundlegenden Allgemeinbildung zusammenbringt, weiß ich allerdings auch nicht. Muss ich aber auch nicht. Vielleicht reicht es, immer wieder Fragen zu stellen, in der Hoffnung, irgendwann erreicht die passende Frage den richtigen Empfänger.