Eigentlich gibt es dieses Jahr in Bayern ja praktisch kein Abitur. Eigentlich. Es gibt einige Schulen über das Land verteilt, in denen doch Abiturprüfungen geschrieben werden, und zwar von den Schülerinnen und Schülern, die entweder im letzten Durchgang durchgefallen sind bzw. eine Jgst. der Oberstufe wiederholt haben oder aber diejenigen aus dem G9, die durch die Individuelle Lernzeitverkürzung in der Mittelstufe die Klasse 11 überspringen konnten und dann trotz G9 nach 8 Jahren Gymnasium Abitur machen können.
Trifft auf uns nicht zu. Daneben gibt es aber noch andere, nicht-staatliche Schulen, deren Schüler nach 13 Schuljahren, also auch dieses Jahr, ihr Abitur machen. Unter anderem die Waldorf-Schulen, von denen wir eine aus der näheren Umgebung seit Jahren mehr oder weniger regelmäßig betreuen. Diese brauchen nämlich eine staatliche Schule, die die Abi-Organisation und die Zweitkorrektur der Arbeiten übernimmt, sozusagen zur Kontrolle, dass auch alles seine Richtigkeit hat und das Niveau, das an den übrigen (staatlichen) bayerischen Schulen besteht, auch dort eingehalten wird. Aus diesem Grund durfte ich auch in diesem Jahr einige Abi-Arbeiten (zweit-) korrigieren. Das war vom Arbeitsumfang schon OK, da es nur gut eine Handvoll waren, dennoch hatte ich zu Beginn des Schuljahres und bei der Planung meiner anderen Schulaufgaben nicht damit gerechnet. Somit war bzw. ist die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten jetzt gerade recht voll mit Schulaufgaben, Übungsaufsätzen und eben der Abi-Zweitkorrektur.
Daneben steht noch das Alltagsgeschäft Unterricht und die Erstellung von Schulaufgaben (gerade auch mündlicher) an, was natürlich auch nicht einfach liegen bleibt. Dazu dann noch Vernetzungstreffen und Hospitationen für andere bzw. künftige DSdZ-Schulen, die wir „gehostet“ haben, ISB-AK Arbeit, ein weiterer Schulversuch, bei dem wir und ich mit an Bord sind, Personalratsarbeit (es soll ein neues Konzept zum selbstorganisierten Lernen eingeführt werden wegen oder trotz drohendem Lehrermangel im kommenden Schuljahr) und natürlich jede Menge familiäre Termine, vom normalen Wochenprogramm über Chor-Auftritte bis hin zu einem Priesterjubiläum in der erweiterten Verwandtschaft.
Es wird also ganz und gar nicht langweilig. Und obwohl mich die Aussicht auf diese ganzen Dinge gegen Ende der Osterferien etwas gestresst hat, hat sich alles gut gefügt und die Arbeit ging meist gut und zügig von der Hand. Und irgendwie habe ich diese Geschäftigkeit sogar ein wenig genossen… einfach mal machen, würde Ralf Möller vermutlich sagen.
Das einzige, was wirklich immer nervt, ist Hausarbeit, die obendrauf kommt. Kochen ist ok, wenn man die Zeit hat, aber alles andere – von Wäsche waschen und bügeln über Staubsaugen und Abspülen bis zum Aufräumen – nervt kolossal und ist auch so wenig nachhaltig. Was du heute spülst steht spätestens morgen wieder dreckig in der Küche und die Socken, die ich gestern in den Schrank eines Kindes geräumt habe, finde ich heute irgendwo im Treppenhaus liegen. Selbstwirksamkeit, einer der größten Faktoren für Zufriedenheit im Job und vermutlich im Leben überhaupt, ist da ein Fremdwort. Von wem war der Spruch „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ noch gleich? Wobei ich ehrlich gesagt auch lieber Felsen rumrollen würde als Pfannen zu spülen oder das Chaos meiner Kinder aufzuräumen… wenn das bei dem alten Griechen ähnlich war – wer weiß? Fels-Arbeit im Gebirge als Selbstfindungstrip? Könnte man heutzutage vermutlich auch als Seminar an gestresste Manager/-innen verkaufen. Und abends dann deftig alpenländische Brotzeit für 45,- Euro pro Person. Das bringt mich auf das Hüttenwochenende mit unserem Tablet-Team in eine „Nobel-Hütte“ am Tegernsee… das war sehr schön, aber vielleicht auch ein Thema für einen eigenen Text.