Notizprogramme

Mit Beginn des Referendariats musste ich anfangen, Unterrichtspläne zu erstellen. Dafür gibt es je nach Seminarlehrer (das sind die, die einem das Unterrichten beibringen) unterschiedliche Vorlagen bzw. Vorstellungen, im Wesentlichen legt man aber eine Tabelle an, in der ganz links die Zeit steht, daneben meist die Sozialform und/oder die verwendeten Medien und rechts dann der zu unterrichtende Inhalt in unterschiedlicher Detailliertheit. Die ersten Schritte dazu habe ich in Word gemacht und die damit erstellten Pläne dann ausgedruckt bzw. händisch – mit zusätzlichen Kommentaren und Hinweisen für mich, die in der Stunde wichtig sein könnten – auf A5-Blätter übertragen, die ich dann im Unterricht in der Hand oder vor mir auf dem Tisch liegen hatte.

Gegen Ende des Schuljahres an der Einsatzschule, wo ich komplett allein und eigenverantwortlich unterrichten konnte, durfte und musste, zog dann ein iPad Mini bei uns ein, welches die handgeschriebenen A5-Bögen ersetzt hat. Es ist halt irgendwie praktischer, seine Notizen und Planungen aller Stunden immer griffbereit in der Hand zu haben, vor allem wenn man sie dann auch noch spontan abändern kann (und die Änderungen nicht am Nachmittag daheim vom A5-Papier auf die Datei im Computer übertragen muss).
Rückblickend ist das alles ganz schön lange her… eine Zeit, in der der Begriff Cloud noch nicht so ganz klar und meist synonym mit Dropbox war, in der es in jedem Klassenzimmer (nur) einen Overhead-Projektor gab und man sich einen der 3-4 Beamer, die es in der ganzen Schule gab, nach vorheriger Reservierung in irgendeinem Medienkammerl oder einem Regal im Lehrerzimmer ausleihen musste, um ihn dann ins Klassenzimmer zu tragen und erst mal aufwändig zu verkabeln und in der die sogenannte Medienwagen (alter Fernseher, DVD-Player, Videorecorder) Standard waren, wenn man einer Klasse einen Film zeigen wollte.

Mit dem Wechsel auf das iPad stand dann auch ein Wechsel der Software an: Word war damals auf dem iPad ein wenig unbeholfen, zudem hätte man dann die Dateien immer vom heimischen PC aufs iPad und wieder zurück kopieren müssen, was doch sehr umständlich gewesen wäre. Eine geeignete Alternative war damals Evernote, eine Cloud-basierte Notizsoftware, in der man seine Notizen in durch Schlagworte (Tags) geordneter Form sortieren und filtern konnte. Zwar waren die Formatierungsmöglichkeiten im Vergleich zu Word deutlich eingeschränkt, aber eine Tabelle anlegen und Text rudimentär mit Fettdruck, Kursivierung etc. gestalten konnte man schon. Außerdem konnte man, wenn ich mich richtig erinnere, auch Bilder und Dateien als Anhang einfügen, sodass man z. B. zur Stunde gehörige Medien gleich „bei der Hand“ hatte, um sie dann – wir reden von 2013 – auszudrucken und auf Folie zu kopieren (bitte nur in schwarz-weiß, Farbe wäre zu teuer, und heben Sie die Folie bitte nach der Stunde fürs nächste oder übernächste Schuljahr auf). Mit Evernote bin ich dann auch gut durch den Rest des Referendariats und ins „richtige“ Berufsleben gekommen, wobei die angehängten Medien dann mit dem Wechsel ans damals frisch eröffnete und daher besonders gut ausgestattete Gymnasium Trudering PowerPoint-Präsentationen gewichen sind bzw. um diese ergänzt wurden. Da es in Trudering, man höre und staune, in jedem Zimmer einen (fest installierten) Laptop für die Lehrer sowie ein interaktives Whiteboard mit Beamer und Lautsprechern gab, konnte man einfach alles, was man in der Stunde so vorhatte, in die PPT schmeißen und dann im Laufe des Unterrichts abspulen. Sehr schick.

Im Laufe der Zeit begann ich allerdings, mit Powerpoint zu hadern, da es mir im Unterrichtsalltag etwas unflexibel erschien. Hefteinträge zum Abschreiben (digitale Geräte hatten nur die Lehrer, erst mal nicht die Schüler) sind ja schön und gut, wenn man aber etwas spontan ändern oder ergänzen wollte, war PowerPoint doch eher unflexibel. Präsentationsmodus beenden, richtige Folie suchen, Änderungen vornehmen, Präsentation wieder starten – nicht richtig schnell. Das damals für die Whiteboards zur Verfügung stehende „Easiteach“ war noch viel schlimmer, weil noch unflexibler, langsamer und durch ein schreckliches User-Interface gehandicapt.
Da mein iPad mittlerweile von einem Microsoft Surface mit Stylus (also digitalem Stift) abgelöst worden war, stand mir eine andere Möglichkeit offen: Warum nicht einfach die wichtigsten Anweisungen vorab tippen und spontane Sachen mit dem Stift handschriftlich, aber eben digital und damit für später gesichert, notieren? Das geht und ging auch in PowerPoint über die Freihandfunktion, war aber nie wirklich schön (und sah spätestens, wenn man die Folie im nächsten Jahr wieder verwenden wollte, schrecklich aus).

Also probierte ich Microsofts OneNote als Alternative aus. Das ist im Grunde eine reine Notiz-Software, so wie Evernote, zu dem Zweck entwickelt, eigene Gedanken oder Mitschriften zu erstellen und zu ordnen. Zu diesem Zweck kann man in OneNote nicht nur getippte Notizen erstellen (und diese in Form von Notizbüchern mit verschiedenen Abschnitten und Abschnittsgruppen sortieren), sondern auch praktisch alle Medien und Dateien, die es gibt, als Anhänge bzw. direkt sichtbar in die Notizen einfügen. Bilder werden also direkt in OneNote angezeigt, Audiodateien lassen sich sofort aus dem Programm heraus abspielen und Dokumente oder andere Dateien werden als Anhang eingefügt und dann mit Hilfe anderer Software geöffnet. Zudem synchronisiert OneNote, wenn man das möchte, mit Microsofts Cloud OneDrive, sodass man mehrere Geräte parallel nutzen kann (z. B. den PC zu Hause, den Laptop in der Schule oder das iPad für unterwegs) und außerdem auch noch über das Web auf seine Notizen zugreifen kann.
Neben dem getippten Text ist OneNote außerdem auch für handschriftliche Notizen mit dem Stylus optimiert, was insbesondere mit dem MS Surface zusammen gut harmonierte. Hier kam und kommt ein gut lesbares, ordentliches Schriftbild heraus. Da man bei OneNote eine unendlich große Leinwand für jede Notiz hat, habe ich es als Präsentationssoftware entfremdet und meine Arbeitsaufträge usw. für die Schüler links getippt und spontane Ergänzungen, „Tafel-„Anschriebe usw. einfach ein Stück weiter rechts daneben handschriftlich notiert.
So bin ich die letzten rund 10 Jahr gut gefahren, auch ein Wechsel vom Surface auf ein iPad und dann ergänzend das MacBook war kein Problem: OneNote gibt es auch für iPadOS (und iOS) sowie MacOS. Ich konnte also einfach das Programm installieren, meldete mich bei OneDrive an und konnte nach kurzer Synchronisation loslegen. Brilliant. Und alle Texte, Medien, Arbeitsblätter usw. waren als Dateien direkt in OneNote bei meinen Unterrichtsplanungen abgelegt, sodass man nicht erst am PC in irgendwelchen Ordnern danach suchen musste.

Also alles gut? Naja, fast. Da im Laufe der Zeit doch eine ganz schöne Menge an Material zusammengekommen ist, brauchte ich natürlich entsprechend viel Platz in der Cloud. Außerdem wollte ich auch die zugehörigen Programme des Office-Pakets nutzen und habe daher seit Jahren immer schon das jährliche Abo für Mircosoft 365 (vorher Office 365) gezahlt. Kriegt man, wenn man auf Angebote achtet, für ca. 50-60 Euro im Jahr und lässt sich natürlich auch steuerlich absetzen, aber ist auch Geld.
Zudem kommt im schulischen Bereich ein großes Problem hinzu: Der Datenschutz. Da die Daten bei Microsoft auf amerikanischen Servern lagen und liegen, durften hier keine personenbezogenen Daten von Schülern rein. Zwar biete Microsoft irgendwelche Pakete mit EU-Servern an, aber wie und ob die eigenen Daten auch wirklich dort und nur dort liegen, war in meinen Augen immer etwas nebulös… verlassen wollte ich mich jedenfalls nicht darauf.
Außerdem löst Microsoft bei mir noch immer nicht unbedingt die besten Gefühle aus, was sicher noch aus Zeiten der Monopol-Prozesse um Internet Explorer usw. stammt, und irgendwie hätte ich meine Daten doch gern mehr unter meiner Kontrolle gehabt.
Ausschlaggebend war dann der (zweite) Wahlsieg von Donald Trump 2024, der zur Folge hatte, dass dieser nach seiner Inauguration mit einem wahren Wirbel an Dekreten viel Vertrauen in US Firmen zerstört hat, vor allem, da sich diverse Unternehmen (allen voran Meta, X und OpenAI) ihm regelrecht zu Füßen geworfen haben. Hier wurde mein Vertrauen in die bisher bestehenden, ohnehin reichlich wackligen, rechtlichen Vereinbarungen zum Schutz der Daten europäischer Bürger massiv erschüttert und ich begann mich nach einer Alternative zu OneNote und der Microsoft-Cloud umzusehen.

Die Alternativen: Es gibt ja einen riesigen Markt voller Notiz-Programme, die jedes für sich verschiedene Vor- und Nachteile haben. Ich habe wirklich viele probiert, und so richtig 1:1 ersetzen kann keines OneNote. Hier mal eine Auswahl von Produkten, die ich getestet habe:

Obsidian

Gut: Heißer Kandidat, den ich auch privat (unter anderem zum Schreiben der Blog-Einträge) nutze. Unzählige Erweiterungen, OpenSource, lässt sich mit eigenem Server, iCloud und anderen Diensten synchronisieren. Apps für Mac und iPad/iPhone. Mittlerweile haue ich alles an privaten Notizen dort hinein, aber das sind halt reine (getippte) Text-Notizen oder Links.
Was mir nicht gefällt: Sehr eingeschränkte Formatierungsoptionen (weil Markdown-basiert), Stylus kaum unterstützt (das Excalidraw-Plugin hat mich nicht überzeugt), das Management von Anhängen ist irgendwie konfus (alles landet in einem Sammelordner und man muss dann darauf verlinken, das Einbinden von Bildern, Dateien oder Audios funktioniert nicht so, wie ich es mir wünsche).

Bear

Gut: Übersichtliches Interface, Apps für alle notwendigen Plattformen, Sync möglich (aber nicht so vielseitig wie z. B. Obsidian).
Schlecht: Kostenpflichtig, Umgang mit Medien nicht so flexibel, keine Stylus-Unterstützung, beim Sync auch hier auf US-Anbieter angewiesen.

Notion

Gut: Kann alles, macht alles.
Schlecht: Kann zu viel, ich bin echt überfordert. Kostet einiges (in Pro-Version), Sync auf US-Server. Insgesamt für mich zu verwirrend und auch teuer.

Notebook

Ähnlich wie Bear, ein gutes, solides Notizbuch, aber auch hier Lock-in bei einem Anbieter und Sync auf US-Clouds, wenn ich mich richtig erinnere.

Apple Notes

Kann mehr, als man meint, aber dann am Ende doch nicht genug (und wird dann in meinen Augen auch unübersichtlich, wenn man mehrere hundert Notizen geordnet halten will). Außerdem nur Synchronisation über Apples Server, also USA.

Joplin

Schlecht: Handschrift lässt sich nicht so frei verwenden wie bei OneNote (getippter Text und Handschrift können „ineinander fließen“ und überlappen), die iPad-App ist ein wenig rudimentär (nur Markdown-Editor, kein Richt-Text), nicht perfekt um Inhalte zu präsentieren (z. B. muss ich manuelle Zeilenumbrüche einfügen, damit sich Text gut und in geeigneter Größe an die Tafel schmeißen lässt), der OneNote-Import klappt nicht gut, wenn fast jede der hunderten Notizen mit Handschrift vollgeschmiert ist – es wird nämlich jeder Strich als eigenes Bild importiert, sodass jede Notiz unfassbar anschwillt.
Gut: Import von OneNote ist grundsätzlich möglich, ich kann synchronisieren, wie ich will (bei mir: auf eine Nextcloud), Handschrift funktioniert noch recht gut (brauche ich aber tatsächlich immer weniger, da vieles über die ByCS Lernplattform läuft), Medien lassen sich nicht so wie in OneNote, aber dennoch gut nutzbar einbinden (und Audios direkt aus der iPad-App abspielen), das Programm ist OpenSource mit aktiver Community, dank Markdown lassen sich Inhalte aus Joplin inklusive kompletter Formatierung direkt in die Lernplattform der BayernCloud Schule (basierend auf moodle) rüberkopieren.

Am Ende bin ich bei Joplin gelandet und migriere jetzt – Stunde für Stunde – von OneNote, indem ich meine Unterrichtsnotizen und Materialien für den jeweils nächsten Tag Schritt für Schritt herüberkopiere und dabei entsprechend anpasse und überarbeite. Somit hänge ich zwar noch eine Zeit land an OneNote, aber ich brauche ja auch keine sofortigen, harten Schnitt.
Da die Daten verschlüsselt auf einem deutschen Server liegen, dürfte ich nun sogar personenbezogene Daten speichern, glaube ich, bislang ergab sich dafür aber noch keine Notwendigkeit.

Wer bis hierher gelesen hat: Respekt.

Unterricht

Was macht Unterricht aus? Für mich das Gespräch, die Interaktion mit den Schülern. Vielleicht auch ein bisschen die Bühne, auf der man als Lehrer stehen darf. Ist aber natürlich nur eine gefakte Bewunderung (mangels eines besseren Wortes), die man erfährt, weil die Schüler natürlich – mehr oder weniger bewusst – nett sind, weil man sie als Lehrer bewertet.

Was macht guten Unterricht aus? Idealerweise: Dass alle was lernen. Klar. Dafür sind sie da. Ich ja auch (zum Beibringen zunächst, aber irgendwie auch zum Lernen). Dass alle Spaß haben? Wäre nicht schlecht. Ohne geht das Lernen schlechter. Das Leben insgesamt auch. Wenigstens 1x sollte man wohl lachen in einer Stunde, ohne dass ich jetzt darüber Buch führe. Die Grundstimmung, mit der man (als Lehrer) in den Unterricht geht, macht da eine Menge aus. Merke ich stark bei mir, da diese in letzter Zeit eher nicht so wahnsinnig gut ist. Auch nicht schlecht, aber irgendwie etwas gedämpft und weniger beschwingt. Hätte ich gerne wieder. Bräuchte dafür aber mehr Freiräume, in der Schule und auch sonst. Das hat mir das komplett freie und planungslose Wochenende eröffnet. Dass alle gerne kommen? Ist vielleicht ein zu hehrer Wunsch, der guten Unterricht ins Reich des Unmöglichen versetzt. Aber dass die meisten nicht komplett ungern kommen, wäre doch sehr wünschenswert. Dass der Lehrplan erfüllt wird? Nein. Komplett egal. Ist zwar prinzipiell wünschenswert, um Reibung im Kollegium und bei der Klassenübergabe zu vermeiden, aber besser oder schlechter wird der Unterricht in der einzelnen Stunde und im ganzen Jahr dadurch nicht.

Ist Unterricht das Schönste an der Schule? Für mich tatsächlich schon, denke ich. OK, Fahrten oder Ausflüge und Events wie Konzerte mögen noch ein wenig schöner sein, sind aber natürlich nicht als Langzeitprogramm denkbar. Da ist es schon der Unterricht. Definitiv besser als Konferenzen. Als Korrekturen. Auch als das Vorbereiten von Unterricht. Das ist ja immer so eine Mischung aus Idealismus (was könnte, sollte, müsste man machen) und Realismus (was wirds am Ende wirklich, was ist umsetzbar). Oder eher noch ein Kompromiss als eine Mischung. Manchmal gewürzt mit einer Prise Verzweiflung (Was soll ich denn noch alles machen? Und wie soll man dieses Thema vermitteln?). Schöner auch, das ist natürlich alles subjektiv, als außerunterrichtliche Tätigkeiten, wie die Mitarbeit in Arbeitskreisen, Mitwirkung an Konzepten oder das Warten der Technik (das wäre mal ein eigenes Thema). Diese Dinge sind aber, für mich, alle Notwendig als Ausgleich. Hauptsächlich fürs Korrigieren (weniger Unterricht = weniger Schulaufgaben = weniger Korrekturen), aber auch, um immer wieder zu erfahren, wie schön das im Klassenzimmer Stehen tatsächlich ist. Was jetzt nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass das Arbeiten mit KollegInnen unbefriedigend oder nicht schön wäre (nur selten). Aber unterrichten ist halt doch noch mal schöner.

Brauchen wir Unterricht noch? Ich würde sagen ja, bin da aber freilich voreingenommen. Sicher braucht nicht jeder Unterricht und es braucht auch nicht jeden Unterricht. Aber ganz ohne den Austausch, mit Leuten, die es (irgendwas) besser wissen und das (mal besser, mal schlechter) erklären können, kann ich mir menschliches Lernen auch nicht zur Gänze vorstellen. Vielleicht auch, weil sicher oft mehr für die Lehrperson gelernt wird als für das Fach, die eigene Entwicklung oder die Zukunft des Landes. Was wir sicher mehr bräuchten, wäre freierer Unterricht (in Methoden und Inhalten), der weniger rigide abgesteckte Inhalte hat und dafür Schülern mehr Möglichkeiten bietet, ihren Interessen nachzugehen. Wie man das mit einer gleichzeitig trotzdem notwendigen grundlegenden Allgemeinbildung zusammenbringt, weiß ich allerdings auch nicht. Muss ich aber auch nicht. Vielleicht reicht es, immer wieder Fragen zu stellen, in der Hoffnung, irgendwann erreicht die passende Frage den richtigen Empfänger.

Game of Thrones

Bin gerade über ein Video gestolpert, in dem einige berühmte Gitarristen plus der GoT Showrunner und der Komponist der Filmmusik, Ramin Djawadi, die Titelmusik auf E-Gitarren gejamt haben.

Mega geil!

Und das bringt mich zurück zu dieser mittlerweile ja doch einige Jahre alten Serie, die ich noch immer und trotz des komplett ruinierten Endes als beste Serie aller Zeiten bezeichnen würde. Wobei Ted Lasso für mich, trotz gänzlich anderen Anspruchs und anderen Genres, sehr, sehr dicht dahinter kommt.

Was macht Game of Thrones so großartig? Ich glaube, es ist die Mischung aus Fantasy, (persönlichem) Drama und teilweise fast thrillerartiger Spannung mit Spionage und Intrigen. Die Fantasy-Welt holt alle ab, die Ritter, Drachen und Magie mögen, wobei die übernatürlichen Elemente die meiste Zeit doch eher im Hintergrund bleiben und für den Großteil der Figuren unbegreiflich, zu anfangs sogar schlicht unrealistisch sind. Niemand glaubt an eine Armee der Untoten im Norden, Drachen sind Fabelwesen aus ferner Vergangenheit (auch wenn ihre sterblichen Überreste vorhanden sind und von ehemaliger Macht künden) und Magie wirkende Priester und Priesterinnen werden eher für Budenzauber auf einem Jahrmarkt als ernsthafte Mächte gehalten – oh boy were they wrong. Aber so, wie die Bewohner von Westeros erst Schritt für Schritt mit all diesen fantastischen Dingen in Berührung kommen, wird auch der Zuschauer nur langsam mit ihnen konfrontiert und nicht sofort von einem Feuerwerk an Spezialeffekten und einer Zuviel an Magie überwältigt. Unser Vorteil ist, dass die Begegnungen mit der Zauberei nicht tödlich enden – im Gegensatz zu den Menschen in Westeros, für die ein Zusammentreffen mit Drachen oder Untoten (oder beidem) meist nicht gut ausgeht.

Der Aspekt des Dramatischen, der in GoT wirklich großgeschrieben wird, ist dann Futter für praktisch jeden Zuschauer. Karrieren zerschlagen sich, jeder will die Macht ergreifen, es ereignen sich Tragödien und und zwischen Familien und irgendwie muss man mit fast jeder Figur mitleiden – mitfreuen kann man sich in der Tat nur selten und dann in der Regel auch nur kurz. Indem die Fantasy-Elemente, wie erwähnt, nicht überwiegen, kann die Serie so auch die Zuschauer begeistern, die mit Rittern und Schwertkämpfen eigentlich nicht viel am Hut haben; sie können dennoch begreifen, welche ganz irdischen und politisch-gesellschaftlichen Probleme die Protagonisten und -innen haben. Dass GoT hier mitunter rabiater als fast jede andere TV Show zugeht, ist allgemein bekannt, und sicher ist die Gewalt an einigen Stellen Selbstzweck – immer aber wird sie, so mein Eindruck, als furchtbar und völlig unerwartet schlimm empfunden, anders als z. B. bei Tarantino, wo das literweise spritzende Blut mitunter ja einen hohen Unterhaltungswert hat.

Der Bereich der Intrigen und politischen Ränkespiele wiederum holt eine weitere Gruppe von Zuschauern ins Boot, die sich dafür begeistern können, zu rätseln, wer hinter welchen Plänen steckt und welche „hidden agendas“ die einzelnen Figuren wohl haben können. Oder auch, wie sie ihre nicht so sehr versteckten Ambitionen werden umsetzen können. Dabei gelingt es den Serienmachern immer wieder für Überraschungen zu sorgen – wobei deren Zahl im Laufe der Geschichte ein wenig abnimmt.

Einzig der Bereich der Romantik kommt in GoT etwas kurz – das mag angesichts des doch eher blutrünstigen Grundthemas erwartbar sein, nichtsdestoweniger hätten sich ja viele Gelegenheiten geboten. Wenn sich doch einmal eine Romanze entwickelt, kann und muss man darauf gefasst sein, dass diese ein schlimmes Ende nehmen wird – selten kann man das Durchleben von eleos und phobos so nachfühlen, wie in dieser Serie. Allein die Erinnerung an… ich spare mir den Spoiler und das Durchleben eines Fernsehtraumas.

Neben den inhaltlichen Aspekten kommt dazu, dass die ganze Serie film-handwerklich absolut fantastisch gemacht ist. Die Sets sind opulent ausgestattet, die Kostüme überzeugend und äußerst vielseitig und die Effekte setzten wohl im Bereich von Fernsehshows neue Maßstäbe. Die von mir eingangs erwähnte Musik ist Weltklasse und Djawadi damit definitiv auf dem Niveau der ganz Großen, wie John Williams oder Jerry Goldsmith, angekommen. Hans Zimmer ist mit seiner Pop-Filmmusik ja eine Kategorie für sich, aber das GoT-Thema ist mittlerweile wohl ähnlich bekannt wie das aus Fluch der Karibik. Gar nicht schlecht für eine FSK16 / 18 Fernsehserie…

Man sieht, meine Begeisterung kennt fast keine Grenzen, jedenfalls bis Staffel 8… über den Rest breiten wir lieber den Mantel des Schweigens.

Berghütte

Nun wohne ich ja doch schon an die 25 Jahre in Bayern, aber es hat tatsächlich bis letztes Jahr gebraucht, dass ich es mal zu einer richtigen Hüttenübernachtung geschafft habe (eine Richtige jetzt, ein ortsnahes und mit dem Auto zugängliches Ferienhaus zähle ich nicht).

Letztes Jahr waren wir zu einem runden Geburtstag auf einer Hütte, dem Spitzsteinhaus, eingeladen. Samstags hochwandern, Abendessen in großer Runde, dann Übernachtung und gemeinsames Frühstück und dann wieder retour. Das war ein interessantes Erlebnis, insbesondere auch, was die Unterbringung in ordentlicher, aber sehr spartanischen Zimmern anging. Auch die Hellhörigkeit einer Hütte, die ja doch prinzipiell aus Stein gebaut ist, war überraschend – aufgrund der Anwesenheit vieler Gäste mit zahlreichen, auch kleinen Kindern, war irgendwie die ganze Nacht durch keine echte Ruhe. Dennoch war es sehr schön. Das besondere Highlight war der Sonnenaufgang über den Bergen, für den wir uns den Wecker gestellt hatten. Das war wirklich ein besonderes Ereignis und die Farben, die sich buchstäblich über den im Tal liegenden Wolken abspielten, waren fantastisch. Von tiefem Blau über Lila bis hin zu leuchtendem Pink und dann Orange-Rot war alles geboten und schaue ich die Fotos heute an, sieht es fast so aus, als hätte jemand in Photoshop oder so zu sehr an den Reglern gedreht – die Farben waren aber tatsächlich so intensiv, wie man es sich vorher nicht hätte ausmalen können.
Der Rest des Tages war dann zwar etwas zäh und lang, weil alle furchtbar müde waren (die Kinder vor allem), aber dennoch hatte ich danach schon etwas Blut geleckt.

Von daher war ich gleich dabei, als in unserem Tablet-Team die Idee aufkam, das bei einem Schulpreis gewonnene und von uns frei einsetzbare Geld zum Teil für eine Hüttenübernachtung fürs Team auszugeben. Mit mir waren wir acht Kolleginnen und Kollegen, die zum alten Wallberghaus gewandert sind, das zugegebenermaßen eher die Vier-Sterne-Variante einer Hütte ist. Zwar hat man Mehrbettzimmer und Etagen-Bad und -Dusche, die Betten sind aber äußerst bequem, es gibt Bettwäsche und Handtücher und das Abendessen sowie das Frühstück sind allererste Sahne. Aber auch hier habe ich beschlossen, zum Sonnenaufgang aufzustehen und konnte einen Kollegen und eine Kollegin motivieren, mitzugehen. Also klingelte um zehn vor fünf der Wecker, wir sind in die Klamotten gestiegen und die halbe Stunde zum Gipfel des Wallbergs gewandert. Sonnenaufgang auf dem Berg mit Blick auf den Tegernsee ist schon toll – auch wenn die Farben hier nicht so ganz mit dem Morgen auf dem Spitzstein mithalten konnten.

Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Geburtstag im Juli, der uns auch wieder auf den Spitzstein führen wird. Bei den Sonnenaufgangszeiten um die Jahreszeit bin ich mir allerdings nicht sicher, ob wir dafür so früh aufstehen werden. Auf der anderen Seite: Die Bilder nimmt man halt mit, eine ausgeschlafene Nacht kann man ja jederzeit haben. Also fast, jedenfalls.

Und was diese Momente tatsächlich bei mir bewirkt haben, ist eine neue Begeisterung fürs Bergwandern, das ich immer mehr als sehr entspannende und Ausgleich-bringende Freizeitaktivität wahrnehme. Auch wenn die letzten beiden Wanderungen eher im Nebel stattgefunden haben, was aber auch interessante Erlebnisse waren.

Arbeitsmittel

Aufgrund von akutem Frust über die Situation hier mal was zu den Arbeitsmitteln, die einem als Lehrer zur Verfügung gestellt werden bzw. eben auch nicht.

Grundsätzlich gibt es seit 1, 2 Jahren immerhin für jeden Lehrer und jede Lehrerin ein sogenanntes „Lehrerdienstgerät“, also ein Computer in welcher Form auch immer. Bei den allermeisten Sachaufwandsträgern sind das wohl Laptops oder Convertibles (d. h. Laptops mit Touchscreen und meist auch digitalem Stift), bei manchen sind es Tablets (da meist iPads). Bei uns hatte man die Wahl zwischen einem Dell Convertible und einem iPad, wobei diese Wahl insofern eingeschränkt war, als dass wir einfach eine bestimmte Anzahl beider Geräte geliefert bekommen haben und mann dann nur so lange wählen konnte, bis eine Sorte vergeben war. Viele Kolleg/-innen haben wohl, so wie ich, ein iPad genommen, weil ja ohnehin ein (privat finanzierter) „richtiger“ PC oder Laptop vorhanden war. So hat man dann das iPad als handliches Gerät im Unterricht dabei (und kann von diesem aus den Bildschirminhalt drahtlos zum AppleTV am Beamer übertragen) und für die Vorbereitung etc. nutzt man dann sein Privatgerät. Dessen Nutzung man natürlich von der Schulleitung genehmigen lassen muss, denn eigentlich ist diese ja nicht erlaubt. Weil Datenschutz. Aber ohne geht’s halt auch nicht, weil viele Sachen (Texte verfassen, Arbeitsblätter layouten, Bilder bearbeiten, das Notenportal bedienen) rein auf dem iPad nicht oder nur extrem ineffizient und rudimentär möglich sind.

Wobei: Man könnte ja auch einen der sage und schreibe drei Computer benutzen, die uns in einem Kollegium von ca. 120 Personen im Lehrerzimmer zur Verfügung stehen. Diese Geräte sind ungefähr Baujahr 2014 und haben uralte, winzige Bildschirme im 4:3-Format – das Hochfahren und Anmelden dauert dann auch schon mal 10 Minuten. Bitten an den Sachaufwandsträger, hier einmal für zeitgemäßere Hardware (oder eine Art Docking-Station aus Bildschirm, Tastatur und Maus für die privaten Geräte zur Verfügung zu stellen), wurden rundheraus abgelehnt: Die Ausstattung der Angestellten des Freistaats Bayern (was wir Lehrer ja sind) sei Sache des Arbeitgebers und nicht des Sachaufwandsträgers. Na schönen Dank.

Nun haben ich, wie viele andere an der Schule, mittlerweile fast alles auf Apple umgestellt. Dumm nur, dass ich in einem Arbeitskreis außerhalb der Schule (für ein dem Kultusministerium anhängiges Institut) mitarbeite und die Infrastruktur dieser Behörde (und des KMs allgemein, scheint mir) fast nur auf die Verwendung von Windows-Systemen ausgelegt ist. Da ist die Einwahl ins Behördennetz, um Zugang zu den hoch gesicherten Systemen zu bekommen, vom Mac aus halt nur schwer und auf Umwegen möglich – und funktioniert dann alles andere als zuverlässig. Naja, kein Problem, wird man sich denken: Wenn der Arbeitgeber will, dass ich als Arbeitnehmer eine bestimmte Aufgabe erledige, wird er mir ja sicher die notwendigen Mittel (hier: ein Notebook mit Windows) zur Verfügung stellen, oder? Pustekuchen. Also frickelt man irgendwie rum, so gut es geht, und packt am Ende das eigentlich längst eingemottete, mehrere Jahre beim Nachwuchs geparkte Surface wieder aus, um irgendwie seine Arbeit verrichten zu können.

Und dann, wenn man alles eingerichtet und am Laufen hat? Streikt mehrere Tage die Netzwerkinfrastruktur und das Verwenden der im Behördennetz liegenden Systeme ist aufgrund von einer zu langsamen / überlasteten / unzuverlässigen Verbindung de facto nicht möglich. An meinem Internetzugang lag’s nicht, der funktionierte für alles andere tadellos.

Solche Erlebnisse sind ohne Ende frustrierend und machen einem wieder mal bewusst, wie wenig Wertschätzung man in diesem Job von Seiten des Arbeitgebers erfährt. Alles soll modern und schick und digital sein, aber es darf bitte bloß kein Geld kosten.

Von der Qualität meines eigentlich nicht vorhandenen Arbeitsplatzes in der Schule will ich jetzt gar nicht anfangen: Ein Stuhl (nicht drehbar oder höhenverstellbar) und ein Tisch, den ich mir mit einem Kollegen teile, sodass jeder ca. 60 x 60 cm Platz hat. Kein eigener Computer, kein Zubehör (externer Monitor, Maus, Tastatur) fürs Privatnotebook, nicht einmal Stifte werden gestellt. Mir fällt wirklich keine Firma ein, vermutlich nicht einmal eine andere Behörde, in der solche Zustände herrschen.

Dafür dann aber tolle Kampagnen schalten, die junge Menschen dazu animieren sollen, Lehrer zu werden und „Zukunft zu gestalten“. Aber bitte mit eigenem Material!

Sonnenaufgang auf dem Spitzstein

Bilder von einer (unserer ersten!) Hüttenübernachtung auf dem Spitzsteinhaus. Schon einige Monate her, aber die Eindrücke bleiben. Und die Freude an den Bildern.

Wochenrückblick KW21 (2025)

Eigentlich gibt es dieses Jahr in Bayern ja praktisch kein Abitur. Eigentlich. Es gibt einige Schulen über das Land verteilt, in denen doch Abiturprüfungen geschrieben werden, und zwar von den Schülerinnen und Schülern, die entweder im letzten Durchgang durchgefallen sind bzw. eine Jgst. der Oberstufe wiederholt haben oder aber diejenigen aus dem G9, die durch die Individuelle Lernzeitverkürzung in der Mittelstufe die Klasse 11 überspringen konnten und dann trotz G9 nach 8 Jahren Gymnasium Abitur machen können.

Trifft auf uns nicht zu. Daneben gibt es aber noch andere, nicht-staatliche Schulen, deren Schüler nach 13 Schuljahren, also auch dieses Jahr, ihr Abitur machen. Unter anderem die Waldorf-Schulen, von denen wir eine aus der näheren Umgebung seit Jahren mehr oder weniger regelmäßig betreuen. Diese brauchen nämlich eine staatliche Schule, die die Abi-Organisation und die Zweitkorrektur der Arbeiten übernimmt, sozusagen zur Kontrolle, dass auch alles seine Richtigkeit hat und das Niveau, das an den übrigen (staatlichen) bayerischen Schulen besteht, auch dort eingehalten wird. Aus diesem Grund durfte ich auch in diesem Jahr einige Abi-Arbeiten (zweit-) korrigieren. Das war vom Arbeitsumfang schon OK, da es nur gut eine Handvoll waren, dennoch hatte ich zu Beginn des Schuljahres und bei der Planung meiner anderen Schulaufgaben nicht damit gerechnet. Somit war bzw. ist die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten jetzt gerade recht voll mit Schulaufgaben, Übungsaufsätzen und eben der Abi-Zweitkorrektur.

Daneben steht noch das Alltagsgeschäft Unterricht und die Erstellung von Schulaufgaben (gerade auch mündlicher) an, was natürlich auch nicht einfach liegen bleibt. Dazu dann noch Vernetzungstreffen und Hospitationen für andere bzw. künftige DSdZ-Schulen, die wir „gehostet“ haben, ISB-AK Arbeit, ein weiterer Schulversuch, bei dem wir und ich mit an Bord sind, Personalratsarbeit (es soll ein neues Konzept zum selbstorganisierten Lernen eingeführt werden wegen oder trotz drohendem Lehrermangel im kommenden Schuljahr) und natürlich jede Menge familiäre Termine, vom normalen Wochenprogramm über Chor-Auftritte bis hin zu einem Priesterjubiläum in der erweiterten Verwandtschaft.

Es wird also ganz und gar nicht langweilig. Und obwohl mich die Aussicht auf diese ganzen Dinge gegen Ende der Osterferien etwas gestresst hat, hat sich alles gut gefügt und die Arbeit ging meist gut und zügig von der Hand. Und irgendwie habe ich diese Geschäftigkeit sogar ein wenig genossen… einfach mal machen, würde Ralf Möller vermutlich sagen.

Das einzige, was wirklich immer nervt, ist Hausarbeit, die obendrauf kommt. Kochen ist ok, wenn man die Zeit hat, aber alles andere – von Wäsche waschen und bügeln über Staubsaugen und Abspülen bis zum Aufräumen – nervt kolossal und ist auch so wenig nachhaltig. Was du heute spülst steht spätestens morgen wieder dreckig in der Küche und die Socken, die ich gestern in den Schrank eines Kindes geräumt habe, finde ich heute irgendwo im Treppenhaus liegen. Selbstwirksamkeit, einer der größten Faktoren für Zufriedenheit im Job und vermutlich im Leben überhaupt, ist da ein Fremdwort. Von wem war der Spruch „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ noch gleich? Wobei ich ehrlich gesagt auch lieber Felsen rumrollen würde als Pfannen zu spülen oder das Chaos meiner Kinder aufzuräumen… wenn das bei dem alten Griechen ähnlich war – wer weiß? Fels-Arbeit im Gebirge als Selbstfindungstrip? Könnte man heutzutage vermutlich auch als Seminar an gestresste Manager/-innen verkaufen. Und abends dann deftig alpenländische Brotzeit für 45,- Euro pro Person. Das bringt mich auf das Hüttenwochenende mit unserem Tablet-Team in eine „Nobel-Hütte“ am Tegernsee… das war sehr schön, aber vielleicht auch ein Thema für einen eigenen Text.

Fotografie

Bleiben wir bei den einfachen, überschaubaren Themen. Warum Fotografie? Ich bin, glaube ich, ein recht visueller Mensch. Ich mag klare Muster, geometrische Formen, schöne Farbkompositionen. Das heißt jetzt nicht, dass ich einen herausragenden Stil hätte oder immer perfekt abgestimmt gekleidet wäre (oder gar, das unser Haus so wäre), aber ich empfinde tiefe Freude bei Bildern oder Fotografien mit guter Bildkomposition, gut abgestimmten Outfits oder schön designten Dingen. Außerdem mag ich Technik und kann mich für Gadgets jeder Art begeistern.

Und so bin ich irgendwann in der Oberstufe zur ersten Canon Digicam mit erstaunlichen 2 Megapixeln gekommen, die dann kurze Zeit später durch eine bessere (und viel kleinere) Digicam von Pentax abgelöst wurde. Vor meiner Reise nach Australien sollte dann eine bessere Kamera her, und so kam ich durch den Tipp meines Vaters zur ersten digitalen Spiegelreflex, einer Canon EOS 1000D. Damit begann eine Reise durch diverse Kameras (450D, 50D, jetzt R50), zig Objektive und unzählbares Zubehör.

Ziel des Ganzen war natürlich immer, bei aller Begeisterung für das technische Drumherum, schöne Fotos zu machen. Von Dingen, von Landschaft, Gebäuden, später auch mehr Personen (Kinder! Hochzeiten!) und allem andern. Mit der Landschaftsfotografie tue ich mich auch heute noch schwer, da das Finden eines eindeutigen, das Bild tragenden Motivs hier – für mich – schwerer ist, als ein einzelnes Objekt (Kind, Gebäude, Gegenstand) ins Zentrum einer Aufnahme zu stellen. Nichtsdestoweniger macht das Fotografieren einfach großen Spaß und man hat das Gefühl, etwas zu erschaffen. Dass hierbei Kunst und Technik eng ineinandergreifen, macht es für mich als Gadget-Freak umso schöner.

Fotografie ist aber natürlich mehr als „nur“ Kunst um der Kunst willen. Sie ist auch ein Medium, um Dinge zu dokumentieren. Mit ihr kann man festhalten, wo man im Urlaub war, welche Details der Hochzeitsdeko besonders schön waren oder wie die eigenen Kinder aufwachsen (und wie man selbst altert). Dabei sollte man nur nicht dem Glauben erliegen, dass Fotografie alles realistisch und objektiv abbildet. Die Kamera sieht Dinge anders, als das menschliche Auge, und so manch traumhafter Sonnenuntergang wird auf dem gemachten Foto durch vom Auge ausgeblendete Strommasten und Straßenlaternen entstellt. Hier kommt dann der Fotograf ins Spiel, als jemand, der die Aufnahme bewusst gestaltet. Das fängt bei Blende, Brennweite, Belichtungszeit an und geht mit der Nachbearbeitung der Bilder am Computer oder Handy weiter – ohne die geht es heute nicht mehr, jedenfalls, wenn man das darstellen will, was man selbst gesehen hat. Und so verstehe ich die Fotografie: Sie hilft mir, das festzuhalten, was ich in einem bestimmten Moment gesehen und wahrgenommen habe. Kann sein, dass der Weißabgleich dann einen Ticken wärmer eingestellt wird, als es objektiv gesehen korrekt wäre. Kann sein, dass vereinzelte kleine Objekte aus dem Bild rausretuschiert werden, weil ich sie vor Ort unbewusst ausgeblendet habe. Kann sein, dass die Sättigung der Farben und die Belichtung angepasst werden, damit das Bild am Ende so aussieht, wie ich es in Erinnerung habe. Aber das ist in Ordnung: Fotografie ist für mich subjektiv und ich bin kein größtmöglicher Objektivität verpflichteter Fotojournalist.

Schreiben

Foto von Liviu C. auf Unsplash

Letzes Jahr habe ich in den Pfingstferien – die wir im schönen Brandenburg in der Uckermark verbracht haben – ein Buch von Doris Dörrie übers Schreiben gelesen. Der Titel ist mir grad entfallen, aber es geht darum, wie und wann und warum sie schreibt. Das fand ich sehr interessant und eigentlich auch motivierend, selbst anzufangen.

Leider ist wie immer alles andere dazwischen gekommen, sodass aus dem Schreiben – abgesehen von ein paar tagebuchartigen Notizen zu jedem Tag – nicht viel geworden ist.
Das ist eigentlich sehr schade, denn schreiben hat mir schon immer Spaß gemacht. Nicht von ungefähr habe ich mich mal für Berufe im Bereich PR oder Journalismus interessiert, auch wenn dann was ganz anderes aus mir geworden ist. Ist man als studierter Germanist eigentlich das Gegenteil eines Autors – man schreibt ja nicht primär, sondern liest eher? Wobei man ja dann über das Gelesene schreibt. Egal.

Ein paar Dinge aus der Zeit, in der ich noch aktiver gebloggt habe, sind mir auch nach Jahren noch im Kopf geblieben – vermutlich eher, weil ich sie aufgeschrieben habe, als weil sie denkwürdig waren – und das scheint mir bei meinem flüchtige Gedächtnis schon Grund genug, wieder öfter mehr aufzuschreiben.

Dinge aufzuschreiben hat ja viele Vorteile. Man vergisst sie weniger leicht. Man macht sich mehr Gedanken über sie. Manchmal kommen beim Schreiben auch ganz neue Ideen auf. Man übt das Formulieren und gewöhnt sich (hoffentlich?) an, Texte zu überarbeiten. Man übt das Tippen – oder Schreiben mit der Hand, wenngleich das für längere Texte wohl doch etwas aus der Mode gekommen ist (außer man ist Barack Obama). Andere Leute haben eventuell was zu lesen, um sich bei der Fahrt zur Arbeit zu beschäftigen.

Man muss sich halt nur die Zeit dafür nehmen, aber das gilt natürlich für alle Sachen. Und eigentlich sollte man sich, so man denn Spaß am Schreiben hat, die Zeit unbedingt dafür nehmen, genauso wie für alle anderen Dinge, die eine Freude bereiten. Mit freudlosen Tätigkeiten verbringt man ja ohnehin mehr als genug Zeit. Vielleicht sollten alle Menschen grundsätzlich mehr Zeit mit dem verbringen, was sie, greifen wir gleich zu den großen Begriffen, glücklich macht. Unglücklich wird man mehr oder weniger sowieso von alleine, wenn man nicht gut auf sich aufpasst.

Ohne mir das alles vorab überlegt zu haben, habe ich heute also den spontanen (wenn auch leicht verspäteten) Vorsatz fürs neue Jahr gefasst, jedem Tag über eine Sache zu schreiben. Was das sein wird, weiß ich nicht, es ist ja auch am Ende egal. Vielleicht wird es morgen das Wetter, die Deutsche Bahn oder das neuste Gadget sein, eventuell wird es die Schule, der unfreundliche Nachbar oder die Zeit mit meinen Kindern. Hauptsache ist, ich nehme mir ein Thema und formuliere Gedanken aus. Der Rest wird sich dann schon finden.

Außerdem will ich jeden Tag ein Foto machen – egal ob mit Handy oder der richtigen Kamera – von irgendwas. Einfach, um wieder ins Fotografieren rein und aus dem Alltags- und Arbeitstrott rauszukommen, welcher mich in letzter Zeit doch zusehends genervt und gelangweilt hat. Es kann doch nicht sein, dass man seine Tage irgendwie mit dem alltäglichen Trott verbringt und am Ende gar nicht weiß, wo die Zeit hingegangen ist. Insofern: Auf ins neue Jahr mit mehr Kreativität und mehr von dem, was mir Spaß macht.

PS: Dieser Text stammt aus dem Januar 2025, jetzt haben wir Mai – und das mit dem täglich schreiben hat keine zwei Wochen gehalten. Trotzdem habe ich jetzt, sozusagen retrospektiv, beschlossen, ein paar Sachen mal online zu stellen und weitere zu schreiben.

PPS: Das mit dem Fotografieren jeden Tag hat auch nicht hingehauen. War klar, oder?

Review: Microsoft Surface Pro 7

Photo by Zachary Fetters on Unsplash

Mein gutes altes Surface Pro 4 gab im September den Geist auf. Scheinbar hatte sich der Akku im Gerät so weit aufgebläht, dass es das Display vorne z.T. aus dem Gehäuse wölbte. Das war zum einen nicht sehr schön, störte wegen des entstehenden Farbstichs (ein nicht fürs Biegen gemachtes Display sieht komisch aus) beim Arbeiten und außerdem hatte ich Sorge, dass der defekte Akku irgendwann in Flammen aufgehen könnte.

Und weil es bei einem berühmt-berüchtigten Online-Riesen ein sehr gutes Angebot gab, schlug ich sofort zu und orderte die neueste Version des Surface, das Surface Pro 7. Und weil ich das Platingrau des alten Surface nach gut vier Jahren doch ein wenig satt hatte, nahm ich die Variante in mattschwarz inklusive TypeCover – die alte Tastatur hatte dem täglichen Einsatz in optischer Hinsicht auch schon Tribut gezollt. Damit passt das Surface zwar farblich nicht mehr zu meinem Surface Pen und der Surface Arc Mouse, aber ein wenig Abwechlsung braucht der Mensch ja hin und wieder mal.

Nachdem ich die letzten Jahre die Version mit Core i5-Prozessor, 8GB RAM und 256 GB SSD in Verwendung hatte, gönnte ich mir nun das Modell „eine Nummer größer“: Core i7-CPU, 16GB RAM und (weiterhin) 256GB SSD. Ich hätte lieber 512GB gehabt, die Variante gab es aber nicht (jedenfalls nicht im Angebot, und für die Version mit 1TB SSD war ich dann doch zu geizig).

Warum die schnellere CPU und mehr RAM?
Beim Bearbeiten von Raw-Dateien meiner Spiegelreflex und beim Rendern von Videos im Frühjahr hatte ich doch bemerkt, dass mein Surface Pro 4 schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Vom schnelleren Prozessor und größeren Arbeitsspeicher erhoffte ich mir nun einen spürbaren Geschwindigkeitszuwachs, und mehr ist ja immer besser.

Photo by Andrew Mantarro on Unsplash

Was ist mir nach dem Wechsel aufgefallen?
Man bemerkt ja zunächst immer nur die Probleme, also fange ich damit mal an:

Die Treiberprobleme, die es schon beim Pro 4 zu Beginn gab, scheinen auch beim Surface Pro 7 zu existieren. Beim 4er war es vor allem das Surface Dock, das ungefähr fünf Runden Treiberupdates brauchte, bis alles richtig lief.
Beim neuen Surface war es der Grafiktreiber, der erst nach mehreren Update-Orgien (und nachdem ich irgendwann den von Microsoft zur Verfügung gestellten Treiber ignorierte und das Intel-eigene Treiber-Update-Tool installierte) wirklich zuverlässig lief. Zuvor kam es immer wieder zu Problemen mit externen Bildschirmen (bzw. Beamern in der Schule), was äußerst nervig war.
Im gleichen Zuge habe ich auch festgestellt, dass es offenbar riesige Qualitätsunterschiede zwischen billigen und teuren USB-C zu HDMI-Adaptern gibt. Am alten Surface hatte ich jahrelang einen günstigen (aber nicht den günstigsten) Mini-DP auf HDMI/VGA-Adapter im Einsatz und das gleiche hatte ich beim neuen Surface auch vor – nur eben per USB-C, da dieser Anschluss den Mini-DisplayPort vom 4er abgelöst hat. Zwei Wochen und unzählige Stunden ohne funktionierendes Bild auf dem Beamer kam ich dann aber zu der Erkenntnis, dass der Weg von USB-C zu HDMI oder VGA (ja, die technische Ausstattung der Schule ist im Jahr 2005 stehengeblieben) kein leichter ist. Am Ende entpuppte sich dann die Nutzung eines (sündteuren) Belkin USB-C auf HDMI-Adapters mit dahinter hängendem HDMI zu VGA-Adapter als die am zuverlässigsten funktionierende Lösung. Ich weiß nicht, ob das ein spezielles Problem des Surface ist, habe von derartigen Problemen bei anderen aber noch nicht gehört.
Auch das Zusammenspiel von Surface Pen und externen Monitoren birgt einige Tücken. Mit dem Oktober-Update von Windows 10 schlich sich ein heftiger Fehler ein, der dazu führte, dass das Surface bei Nutzung von Stift und externem Monitor regelmäßig Probleme machte (der Bildschirm wurde z.B. einfach schwarz und ähnliches). Hier half nur ein Rollback auf die vorherige Windows-Version und Abwarten bis zum Winter-Update.

Weniger Fehler, aber etwas enttäuschend sind die Akku-Laufzeit und die CPU-Leistung. Der Akku soll laut Microsoft bis zu 10,5 Stunden bei „typischer Nutzung“ halten, was drei Stunden weniger als beim Vorgänger, dem Surface Pro 6, sind. Damit sollte man ja eigentlich problemlos durch einen Schul(vor)mittag kommen, dachte ich. In der Realität ist es allerdings so, dass ich nach ca. vier Schulstunden aktiver Nutzung (OneNote mit Stifteingabe, Webbrowser, evtl. kurze Videos von YouTube) langsam an eine Steckdose muss, spätestens nach sechs Schulstunden ist definitiv der Saft raus. Das ist weit entfernt von dem, was Microsoft angibt. Wenn ich – wie derzeit – ein Videokonferenz-Tool zum Streamen des Unterrichts offen habe, ist nach zwei Schulstunden der Strom aus. Damit liegt das Surface Pro 7 in praktisch neuem Zustand nur unwesentlich über meinem vier Jahre alten Surface Pro 4 mit defektem (aufgeblähtem) Akku. Das ist schon recht schwach, bedenkt man, dass das Teil ja drei Generationen neuer ist.
Auch der i7 kann mich nicht wirklich überzeugen. Im Alltag ist der Unterschied zum alten (!) i5 praktisch nicht zu bemerken. Sobald das Gerät am Strom hängt (und die CPU nicht in der Leistung gedrosselt wird), rauscht dafür sehr häufig der Lüfter – zwar nicht unangenehm, aber doch hörbar. Bei der Fotobearbeitung und beim Video-Rendern bemerke ich ehrlich gesagt keinen gravierenden Unterschied. Mag sein, dass es eine Idee schneller geht, den Sprung, den ich mir von einem drei Generationen neueren Prozessor und der nächsthöheren „Kategorie“ (i5 zu i7) versprochen hatte, erlebe ich aber nicht. So gesehen hätte ich also auch beim i5 bleiben können und würde mir das Lüfterrauschen sparen. Für normale Office- und Schul-Anwendungen wäre dieser also meine Empfehlung. Und wer mehr Videoschnitt oder Fotoretusche betreibt, sollte wohl ein anderes Gerät als das Surface Pro ins Auge fassen.


Photo by Bahman Adlou on Unsplash

Gibt’s auch was Gutes zu sagen?
Ja, klar – alles, was es auch schon zum Surface Pro 4 zu sagen gab. Das Tablet ist – nachdem alle Treiber laufen – sehr zuverlässig, schnell startklar, die Stifteingabe funktioniert hervorragend und die Tastatur des TypeCovers lässt sich, obwohl dieses im ersten Moment erschreckend dünn wirkt, wunderbar „beschreiben“.
Das Display ist mit seinen 12,3″ ausreichend groß, stellt aber einen guten Kompromiss in Sachen Handlichkeit dar. Der Bildschirm ist richtig gut: Er ist mit 267dpi knackig scharf und hat eine tolle Farbwiedergabe. Das fällt vor allem dann auf, wenn man einen altersschwachen Beamer anschließt und das auf dem Laptop wunderschön leuchtende Bild auf einmal sehr fad daherkommt.
Das Surface ist angenehm leicht, sodass man es bei Bedarf auch gut ‚in der Hand‘ verwenden kann, und es steht mit dem ausklappbaren ‚Kickstand‘ fast überall sehr sicher.
Es ist also, das hat ja schon Jan-Martin Klinge festgestellt, praktisch das perfekte Gerät für die Schule, wenn man einen ‚echten‘ Computer mit Stift will. Der Preis ist allerdings schon recht happig – ich hoffe daher, dass das Surface Pro 7 mindestens genauso lang durchhält wie sein Ur-Großvater, das Pro 4.

tl;dr
Das Surface Pro 7 ist ein tolles Gerät, ein Upgrade von älteren Versionen lohnt sich aber in meinen Augen nicht, solange diese noch funktionstüchtig sind. Die leistungsstärkste Variante kann man sich sparen und der Akku ist ein Rückschritt zu den Vorgängern.