Schule

Unterricht

Was macht Unterricht aus? Für mich das Gespräch, die Interaktion mit den Schülern. Vielleicht auch ein bisschen die Bühne, auf der man als Lehrer stehen darf. Ist aber natürlich nur eine gefakte Bewunderung (mangels eines besseren Wortes), die man erfährt, weil die Schüler natürlich – mehr oder weniger bewusst – nett sind, weil man sie als Lehrer bewertet.

Was macht guten Unterricht aus? Idealerweise: Dass alle was lernen. Klar. Dafür sind sie da. Ich ja auch (zum Beibringen zunächst, aber irgendwie auch zum Lernen). Dass alle Spaß haben? Wäre nicht schlecht. Ohne geht das Lernen schlechter. Das Leben insgesamt auch. Wenigstens 1x sollte man wohl lachen in einer Stunde, ohne dass ich jetzt darüber Buch führe. Die Grundstimmung, mit der man (als Lehrer) in den Unterricht geht, macht da eine Menge aus. Merke ich stark bei mir, da diese in letzter Zeit eher nicht so wahnsinnig gut ist. Auch nicht schlecht, aber irgendwie etwas gedämpft und weniger beschwingt. Hätte ich gerne wieder. Bräuchte dafür aber mehr Freiräume, in der Schule und auch sonst. Das hat mir das komplett freie und planungslose Wochenende eröffnet. Dass alle gerne kommen? Ist vielleicht ein zu hehrer Wunsch, der guten Unterricht ins Reich des Unmöglichen versetzt. Aber dass die meisten nicht komplett ungern kommen, wäre doch sehr wünschenswert. Dass der Lehrplan erfüllt wird? Nein. Komplett egal. Ist zwar prinzipiell wünschenswert, um Reibung im Kollegium und bei der Klassenübergabe zu vermeiden, aber besser oder schlechter wird der Unterricht in der einzelnen Stunde und im ganzen Jahr dadurch nicht.

Ist Unterricht das Schönste an der Schule? Für mich tatsächlich schon, denke ich. OK, Fahrten oder Ausflüge und Events wie Konzerte mögen noch ein wenig schöner sein, sind aber natürlich nicht als Langzeitprogramm denkbar. Da ist es schon der Unterricht. Definitiv besser als Konferenzen. Als Korrekturen. Auch als das Vorbereiten von Unterricht. Das ist ja immer so eine Mischung aus Idealismus (was könnte, sollte, müsste man machen) und Realismus (was wirds am Ende wirklich, was ist umsetzbar). Oder eher noch ein Kompromiss als eine Mischung. Manchmal gewürzt mit einer Prise Verzweiflung (Was soll ich denn noch alles machen? Und wie soll man dieses Thema vermitteln?). Schöner auch, das ist natürlich alles subjektiv, als außerunterrichtliche Tätigkeiten, wie die Mitarbeit in Arbeitskreisen, Mitwirkung an Konzepten oder das Warten der Technik (das wäre mal ein eigenes Thema). Diese Dinge sind aber, für mich, alle Notwendig als Ausgleich. Hauptsächlich fürs Korrigieren (weniger Unterricht = weniger Schulaufgaben = weniger Korrekturen), aber auch, um immer wieder zu erfahren, wie schön das im Klassenzimmer Stehen tatsächlich ist. Was jetzt nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass das Arbeiten mit KollegInnen unbefriedigend oder nicht schön wäre (nur selten). Aber unterrichten ist halt doch noch mal schöner.

Brauchen wir Unterricht noch? Ich würde sagen ja, bin da aber freilich voreingenommen. Sicher braucht nicht jeder Unterricht und es braucht auch nicht jeden Unterricht. Aber ganz ohne den Austausch, mit Leuten, die es (irgendwas) besser wissen und das (mal besser, mal schlechter) erklären können, kann ich mir menschliches Lernen auch nicht zur Gänze vorstellen. Vielleicht auch, weil sicher oft mehr für die Lehrperson gelernt wird als für das Fach, die eigene Entwicklung oder die Zukunft des Landes. Was wir sicher mehr bräuchten, wäre freierer Unterricht (in Methoden und Inhalten), der weniger rigide abgesteckte Inhalte hat und dafür Schülern mehr Möglichkeiten bietet, ihren Interessen nachzugehen. Wie man das mit einer gleichzeitig trotzdem notwendigen grundlegenden Allgemeinbildung zusammenbringt, weiß ich allerdings auch nicht. Muss ich aber auch nicht. Vielleicht reicht es, immer wieder Fragen zu stellen, in der Hoffnung, irgendwann erreicht die passende Frage den richtigen Empfänger.

Arbeitsmittel

Aufgrund von akutem Frust über die Situation hier mal was zu den Arbeitsmitteln, die einem als Lehrer zur Verfügung gestellt werden bzw. eben auch nicht.

Grundsätzlich gibt es seit 1, 2 Jahren immerhin für jeden Lehrer und jede Lehrerin ein sogenanntes „Lehrerdienstgerät“, also ein Computer in welcher Form auch immer. Bei den allermeisten Sachaufwandsträgern sind das wohl Laptops oder Convertibles (d. h. Laptops mit Touchscreen und meist auch digitalem Stift), bei manchen sind es Tablets (da meist iPads). Bei uns hatte man die Wahl zwischen einem Dell Convertible und einem iPad, wobei diese Wahl insofern eingeschränkt war, als dass wir einfach eine bestimmte Anzahl beider Geräte geliefert bekommen haben und mann dann nur so lange wählen konnte, bis eine Sorte vergeben war. Viele Kolleg/-innen haben wohl, so wie ich, ein iPad genommen, weil ja ohnehin ein (privat finanzierter) „richtiger“ PC oder Laptop vorhanden war. So hat man dann das iPad als handliches Gerät im Unterricht dabei (und kann von diesem aus den Bildschirminhalt drahtlos zum AppleTV am Beamer übertragen) und für die Vorbereitung etc. nutzt man dann sein Privatgerät. Dessen Nutzung man natürlich von der Schulleitung genehmigen lassen muss, denn eigentlich ist diese ja nicht erlaubt. Weil Datenschutz. Aber ohne geht’s halt auch nicht, weil viele Sachen (Texte verfassen, Arbeitsblätter layouten, Bilder bearbeiten, das Notenportal bedienen) rein auf dem iPad nicht oder nur extrem ineffizient und rudimentär möglich sind.

Wobei: Man könnte ja auch einen der sage und schreibe drei Computer benutzen, die uns in einem Kollegium von ca. 120 Personen im Lehrerzimmer zur Verfügung stehen. Diese Geräte sind ungefähr Baujahr 2014 und haben uralte, winzige Bildschirme im 4:3-Format – das Hochfahren und Anmelden dauert dann auch schon mal 10 Minuten. Bitten an den Sachaufwandsträger, hier einmal für zeitgemäßere Hardware (oder eine Art Docking-Station aus Bildschirm, Tastatur und Maus für die privaten Geräte zur Verfügung zu stellen), wurden rundheraus abgelehnt: Die Ausstattung der Angestellten des Freistaats Bayern (was wir Lehrer ja sind) sei Sache des Arbeitgebers und nicht des Sachaufwandsträgers. Na schönen Dank.

Nun haben ich, wie viele andere an der Schule, mittlerweile fast alles auf Apple umgestellt. Dumm nur, dass ich in einem Arbeitskreis außerhalb der Schule (für ein dem Kultusministerium anhängiges Institut) mitarbeite und die Infrastruktur dieser Behörde (und des KMs allgemein, scheint mir) fast nur auf die Verwendung von Windows-Systemen ausgelegt ist. Da ist die Einwahl ins Behördennetz, um Zugang zu den hoch gesicherten Systemen zu bekommen, vom Mac aus halt nur schwer und auf Umwegen möglich – und funktioniert dann alles andere als zuverlässig. Naja, kein Problem, wird man sich denken: Wenn der Arbeitgeber will, dass ich als Arbeitnehmer eine bestimmte Aufgabe erledige, wird er mir ja sicher die notwendigen Mittel (hier: ein Notebook mit Windows) zur Verfügung stellen, oder? Pustekuchen. Also frickelt man irgendwie rum, so gut es geht, und packt am Ende das eigentlich längst eingemottete, mehrere Jahre beim Nachwuchs geparkte Surface wieder aus, um irgendwie seine Arbeit verrichten zu können.

Und dann, wenn man alles eingerichtet und am Laufen hat? Streikt mehrere Tage die Netzwerkinfrastruktur und das Verwenden der im Behördennetz liegenden Systeme ist aufgrund von einer zu langsamen / überlasteten / unzuverlässigen Verbindung de facto nicht möglich. An meinem Internetzugang lag’s nicht, der funktionierte für alles andere tadellos.

Solche Erlebnisse sind ohne Ende frustrierend und machen einem wieder mal bewusst, wie wenig Wertschätzung man in diesem Job von Seiten des Arbeitgebers erfährt. Alles soll modern und schick und digital sein, aber es darf bitte bloß kein Geld kosten.

Von der Qualität meines eigentlich nicht vorhandenen Arbeitsplatzes in der Schule will ich jetzt gar nicht anfangen: Ein Stuhl (nicht drehbar oder höhenverstellbar) und ein Tisch, den ich mir mit einem Kollegen teile, sodass jeder ca. 60 x 60 cm Platz hat. Kein eigener Computer, kein Zubehör (externer Monitor, Maus, Tastatur) fürs Privatnotebook, nicht einmal Stifte werden gestellt. Mir fällt wirklich keine Firma ein, vermutlich nicht einmal eine andere Behörde, in der solche Zustände herrschen.

Dafür dann aber tolle Kampagnen schalten, die junge Menschen dazu animieren sollen, Lehrer zu werden und „Zukunft zu gestalten“. Aber bitte mit eigenem Material!

Wochenrückblick KW21 (2025)

Eigentlich gibt es dieses Jahr in Bayern ja praktisch kein Abitur. Eigentlich. Es gibt einige Schulen über das Land verteilt, in denen doch Abiturprüfungen geschrieben werden, und zwar von den Schülerinnen und Schülern, die entweder im letzten Durchgang durchgefallen sind bzw. eine Jgst. der Oberstufe wiederholt haben oder aber diejenigen aus dem G9, die durch die Individuelle Lernzeitverkürzung in der Mittelstufe die Klasse 11 überspringen konnten und dann trotz G9 nach 8 Jahren Gymnasium Abitur machen können.

Trifft auf uns nicht zu. Daneben gibt es aber noch andere, nicht-staatliche Schulen, deren Schüler nach 13 Schuljahren, also auch dieses Jahr, ihr Abitur machen. Unter anderem die Waldorf-Schulen, von denen wir eine aus der näheren Umgebung seit Jahren mehr oder weniger regelmäßig betreuen. Diese brauchen nämlich eine staatliche Schule, die die Abi-Organisation und die Zweitkorrektur der Arbeiten übernimmt, sozusagen zur Kontrolle, dass auch alles seine Richtigkeit hat und das Niveau, das an den übrigen (staatlichen) bayerischen Schulen besteht, auch dort eingehalten wird. Aus diesem Grund durfte ich auch in diesem Jahr einige Abi-Arbeiten (zweit-) korrigieren. Das war vom Arbeitsumfang schon OK, da es nur gut eine Handvoll waren, dennoch hatte ich zu Beginn des Schuljahres und bei der Planung meiner anderen Schulaufgaben nicht damit gerechnet. Somit war bzw. ist die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten jetzt gerade recht voll mit Schulaufgaben, Übungsaufsätzen und eben der Abi-Zweitkorrektur.

Daneben steht noch das Alltagsgeschäft Unterricht und die Erstellung von Schulaufgaben (gerade auch mündlicher) an, was natürlich auch nicht einfach liegen bleibt. Dazu dann noch Vernetzungstreffen und Hospitationen für andere bzw. künftige DSdZ-Schulen, die wir „gehostet“ haben, ISB-AK Arbeit, ein weiterer Schulversuch, bei dem wir und ich mit an Bord sind, Personalratsarbeit (es soll ein neues Konzept zum selbstorganisierten Lernen eingeführt werden wegen oder trotz drohendem Lehrermangel im kommenden Schuljahr) und natürlich jede Menge familiäre Termine, vom normalen Wochenprogramm über Chor-Auftritte bis hin zu einem Priesterjubiläum in der erweiterten Verwandtschaft.

Es wird also ganz und gar nicht langweilig. Und obwohl mich die Aussicht auf diese ganzen Dinge gegen Ende der Osterferien etwas gestresst hat, hat sich alles gut gefügt und die Arbeit ging meist gut und zügig von der Hand. Und irgendwie habe ich diese Geschäftigkeit sogar ein wenig genossen… einfach mal machen, würde Ralf Möller vermutlich sagen.

Das einzige, was wirklich immer nervt, ist Hausarbeit, die obendrauf kommt. Kochen ist ok, wenn man die Zeit hat, aber alles andere – von Wäsche waschen und bügeln über Staubsaugen und Abspülen bis zum Aufräumen – nervt kolossal und ist auch so wenig nachhaltig. Was du heute spülst steht spätestens morgen wieder dreckig in der Küche und die Socken, die ich gestern in den Schrank eines Kindes geräumt habe, finde ich heute irgendwo im Treppenhaus liegen. Selbstwirksamkeit, einer der größten Faktoren für Zufriedenheit im Job und vermutlich im Leben überhaupt, ist da ein Fremdwort. Von wem war der Spruch „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ noch gleich? Wobei ich ehrlich gesagt auch lieber Felsen rumrollen würde als Pfannen zu spülen oder das Chaos meiner Kinder aufzuräumen… wenn das bei dem alten Griechen ähnlich war – wer weiß? Fels-Arbeit im Gebirge als Selbstfindungstrip? Könnte man heutzutage vermutlich auch als Seminar an gestresste Manager/-innen verkaufen. Und abends dann deftig alpenländische Brotzeit für 45,- Euro pro Person. Das bringt mich auf das Hüttenwochenende mit unserem Tablet-Team in eine „Nobel-Hütte“ am Tegernsee… das war sehr schön, aber vielleicht auch ein Thema für einen eigenen Text.

Schullandheim

Wartaweil2014-12

Oh wie schrecklich ist es mit gut 60 Fünftklässlern im Schullandheim…

Wartaweil2014-20

… nicht. Klar, nach knapp einer Woche ist man schon etwas abgekämpft, aber es macht auch jede Menge Spaß mit den „Kleinen“! Bis auf ein paar schlimme Fälle von Heimweh ist auch nichts dramatisches passiert, ganz im Gegenteil, die Damen und Herren waren sogar äußerst brav. Spontan einstudierte Breakdance-Nummern, ausgefeilte Choreografien und selbstgeschriebene Sketche, die jeden Abend zur Auführung kamen, rundeten den großartigen Gesamteindruck ab. Ich komme gerne wieder mit.

Das sagt doch gar nichts…

Die Situation für das Referendariat beendende Junglehrer in Bayern ist nicht gerade rosig, um nicht zu sagen hundsmiserabel, das lässt sich in diversen Medien nachlesen. Die Chance auf eine Anstellung steht in Bayern (und vermutlich in den meisten anderen Bundesländern) in direktem Bezug zur erreichten Endnote, welche sich zu je 50 Prozent aus den Ergebnissen des ersten und des zweiten Staatsexamens zusammensetzt. Diese Praxis wird im Zuge der schlechten Einstellungssituation immer wieder (insbesondere von den fertigen Referendaren) als wenig aussagekräftig kritisiert. So könne man aus der erreichten Endnote nicht ableiten, ob jemand ein besserer oder ein schlechterer Lehrer sei.

Wie setzt sich diese Endnote nun denn zusammen?* Das erste Staatsexamen, welches an der Uni abgelegt wird, soll den „fachwissenschaftlichen Teil“ abdecken. In Deutsch muss man dafür beispielsweise Prüfungen in den Gebieten Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und Didaktik des Deutschen ablegen. In Englisch geht es um englische Literatur, um englische Sprachwissenschaft, um Grammatik, Sprachbeherrschung (mündlich wie schriftlich) und so weiter. Hierbei handelt es sich – zumindest bei den schriftlichen Prüfungen – um zentral gestellte Aufgaben, man weiß also vorher nicht, was genau drankommen wird. Damit gehört aber auch ein gewisses Maß an Glück dazu, ob man das Richtige gelernt hat, oder ob in der Klausur nach einem blinden Fleck im eigenen Wissen gefragt wird, denn (fast?) niemand weiß alles im jeweiligen Fachgebiet. Zusätzlich kommen noch Prüfungen in Psychologie, allgemeiner und Schulpädagogik, für die ähnliches gilt. Für diesen Teil der Lehrerausbildung würde ich die Aussage, dass man von den Noten nicht auf die Unterrichtskompetenz schließen kann, unterschreiben.

Im zweiten Staatsexamen geht es nun explizit um die Fähigkeit zu unterrichten, Stoff zu vermitteln und pädagogisch zu arbeiten. Das zweite Staatsexamen legt man an der Seminarschule ab, an welcher man als Referendar arbeitet. Es setzt sich zusammen aus drei Lehrproben (von denen man eine an einer Einsatzschule hält, zu der aber die Seminarlehrer anreisen), einem Kolloquium in Pädagogik und Psychologie sowie mündlichen Prüfungen in den beiden Unterrichtsfächern (hier geht es primär um didaktische Fragestellungen), in Schulkunde / Schulrecht und in einem Fach namens Grundfragen staatsbürgerlicher Bildung, also einer Art Sozialkunde und Politikwissenschaft, schließlich sollte man als angehender Beamter wissen, wer den Bundeskanzler wählt. Dazu kommen noch die Noten einer schriftlichen Hausarbeit über eine Unterrichtssequenz sowie die dreier Beurteilungen durch die Seminarlehrer, in welchen diese die Unterrichtskompetenz, die Erzieherische Kompetenz und die Handlungs- und Sachkompetenz bewerten. Letztere stützen sich dabei (idealerweise) auf mehrere über das gesamte Referendariat verteilte Unterrichtsbesuche der Seminarlehrer sowie Beurteilungen von Betreuungslehrern.

Nun werden diesem Bewertungsmodus in der Regel zwei Vorwürfe gemacht:
1. Lehrproben sind eine totale Ausnahmesituation und haben nichts mit normalem „Alltagsunterricht“ zu tun.
2. Die Beurteilungen der Seminarlehrer sind äußerst subjektiv, teilweise nicht nachvollziehbar und hauptsächlich auf Sympathie begründet.

Zu 1.: Ja, Lehrproben sind Ausnahmesituationen. Man bereitet sich zwei oder sogar drei Wochen auf eine einzelne Stunde vor, stopft (oftmals zu) viel Material hinein und die Schüler sind darüber hinaus aufgrund der anwesenden Prüfungskommission inkl. des Schulleiters viel braver als sonst. Alles richtig. Aber: Wie will man denn den Unterricht sonst bewerten? Wenn die Seminarlehrer ausschließlich unangekündigt den Unterricht besuchen würden, wäre es doch möglich, dass sie ausgerechnet die Stunden erwischen, in denen der Referendar einmal nicht ordentlich vorbereitet ist. Außerdem soll die Anwesenheit von mehreren Prüfern (zwei Seminarlehrer, Schulleiter und ggf. Betreuungslehrer) ja für eine größere Objektivität sorgen. Weiterhin soll man durch die intensive Vorbereitung und Erstellung eines schriftlichen Stundenentwurfs darlegen, dass man sich Gedanken zur Strukturierung der Stunde gemacht hat. Und letztendlich ist jede Prüfung eine Ausnahmesituation, egal ob es eine Lehrprobe, eine Klausur oder eine mündliche Prüfung ist. Das liegt in der Natur der Sache. Und wer es bis zum zweiten Staatsexamen geschafft hat, sollte seine Prüfungsangst und Nervosität soweit im Griff haben, dass diese ihn nicht vollkommen aus der Bahn wirft.

Zu 2.: Beurteilungen durch Prüfer sind subjektiv. Richtig. Das ist ein Problem, welches sich von der Grundschule über das Gymnasium bis in die Uni zieht. Wenn man mit dem Lehrer oder dem Professor „gut kann“, hat man einen Vorteil, wenn das Verhältnis von gegenseitiger Abneigung gepägt ist, wird’s schwierig. Das ist leider so. Im besten Fall ist sich der Prüfer darüber bewusst, dass die persönliche Beziehung zu einer Beeinflussung der Note führen kann und versucht diese soweit es ihm möglich ist zu vermeiden. Im schlimmsten Fall ist er sich dieser Tatsache bewusst und nutzt sie aus (zum Nachteil des Prüflings). Diese Gefahr soll dadurch vermindert werden, dass die Beurteilungen von beiden Seminarlehrern gemeinsam geschrieben werden und vom Seminarvorstand abgesegnet werden müssen. Hier kann also durch die übrigen Beteiligten korrigierend eingegriffen werden. Gleiches gilt für die mündlichen Prüfungen, in denen stets zwei Prüfer anwesend sind. Gänzlich ausgeschaltet kann dieses Problem allerdings nicht werden, zumindest nicht, solange es „mündliche“ Noten und menschliche Prüfer gibt. Interessanterweise beschweren sich die wenigsten Referndare darüber, dass z.B. die Unterrichtsbeitragsnoten, die sie selber machen, subjektiv und ungerecht wären. Immerhin stellen die Unterrichtsbesuche der Seminarlehrer ein Gegengewicht zu den Lehrproben dar, so dass die Fähigkeit zu unterrichten nicht ausschließlich aufgrund dieser o.g. „Ausnahmesituationen“ beurteilt wird.

Insgesamt würde ich daher schon sagen, dass das zweite Staatsexamen zwar einige Schwachpunkte in der Bewertung aufweist, dennoch aber einigermaßen Aufschluss darüber geben kann, wie gut jemand als Lehrer ist. Weiterhin stellt sich die Frage, wie man Referendare denn sonst beurteilen möchte. Wenn Lehrproben mit mehreren Prüfern zu „besonders“ sind und die Beurteilungen aus Unterrichtsbesuchen der Seminarlehrer zu subjektiv, was will man tun, um zu ermitteln, wie jemand unterrichtet? Die Schüler befragen? Das wäre wenig sinnvoll, würde es doch nur dazu führe, dass sich die Referendare bei diesen anbiedern, um möglichst gut evaluiert zu werden. Die Kollegen fragen? Die Beurteilungen der Betreuungslehrer fließen ja schon in die Gutachten mit ein. Ich sehe daher derzeit keine revolutionär andere und bessere Methode zur Beuteilung.

Als größter Kritikpunkt bleibt vielleicht noch festzuhalten, dass die Bewertungen zwischen den einzelnen Seminarschulen recht unterschiedlich ausfallen können, aber auch hier bleibt nur zu sagen: Das ist davor auch schon so: Je nachdem, welchen Prüfer oder Korrektor ich im Abitur oder an der Uni erwische, können die Noten bei gleicher Leistung sehr stark divergieren. Abhilfe ließe sich hier nur durch standartisierte, schriftliche Tests schaffen, welche dann aber noch weniger über die Unterrichtskompetenz aussagen würden.

* Ich beziehe mich hier auf die Prüfungen nach der „alten“ LPO.

Das Ende einer langen Reise

Irgendwann, bevor diese Seite hier zu einem (fast) reinen Fotografie-Blog wurde, war dies mein privates Blog. Und irgendwann in dieser Zeit schrieb ich auch einmal über Prüfungen: Magister-Prüfung, erstes Staatsexamen, Abschlussarbeit. Darauf folgte, hier quasi unverwähnt, das Referendariat.

Zwei Jahre, die von sehr vielen Menschen als wahnsinnig harte und anstrengende Zeit voller Entbehrungen, Erniedrigungen und Enttäuschungen beschrieben werden. Bei mir war dies nicht so. Ich hatte zwei Jahre, die zwar streckenweise stressig und fordernd waren, die mir aber – menschlich wie „professionell“ – wahnsinnig viel gebracht haben. Ich habe meinen absoluten Traumberuf gefunden (der mir sogar mehr Spaß macht als die Fotografie), habe eine ganze Reihe fantastischer Menschen kennengelernt, die ich nie mehr missen möchte, ich habe von großartigen Vorbildern lernen dürfen und auch gesehen, wie man den Beruf nicht unbedingt ausüben sollte (und vor allem gelernt, warum das so ist), und ich habe unzählige Schüler kennengelernt, die ich zum großen Teil sicher nie wieder sehen werde, die ich aber gewiss nicht vergessen werde. Ich war auf zig Wandertagen, durfte mit 130 Achtklässlern nach England fahren und London im Regen ansehen, ich habe Schulaufgaben korrigiert und Protokolle geschrieben, mich durch Lehrproben geschwitzt und in mündlichen Prüfungen gesessen, mit tollen Kollegen gearbeitet, gezittert und gefeiert und besorgten Eltern Mut zugesprochen. Ich habe unsäglich zähe Konferenzen durchlitten und höchst unterhaltsame Fachsitzungen erlebt, habe in zwei Jahren an zwei Schulen drei Schulleiter und ebensoviele Stellvertreter mitbekommen, habe erfahren, wie man mit Menschen umgeht, ihnen Selbstvertrauen gibt und Wertschätzung vermittelt – und wie man all dies zerstören kann, kurzum: Mein Horizont hat sich in jeder nur erdenklichen Hinsicht erweitert, sowohl was Freude als auch was Leid angeht, was positive wie negative Erfahrungen betrifft (wobei die positiven bei WEITEM überwiegen) und ich habe  zum ersten – nein, zweiten – Mal im Leben das Gefüh gehabt, irgendwo richtig angekommen zu sein. Ich möchte diese zwei Jahre um kein Geld der Welt vermissen, sie waren bereichernd, belebend und über alle Maßen beeindruckend.

Und dann kam ein Freitag im Januar diesen Jahres, als ich – und mit mir mein ganzes Seminar – erfuhr, dass es für 19 von 21 Seminarteilnehmern keine (feste) Stelle geben wird. Und trotz aller vorher geäußerten Skepsis, allem Vorbereitet-sein und allen Beschwichtigungsversuchen gegenüber den Hoffnungen von Freunden und Verwandten, war die Enttäuschung riesengroß, und nicht nur ich hatte wohl das Gefühl, in ein großes, schwarzes Loch zu fallen.

Immerhin hat dann jeder von uns irgendetwas, in der Regel auf ein halbes Jahr befristetes, gefunden. Dass die Bezahlung deutlich schlechter als bei fest angestellten Beamten war und auch die Ferien zum Teil nicht mitbezahlt wurden, sei hier nur am Rande erwähnt. Bei mir war es eine Tätigkeit an meiner ehemaligen Einsatzschule, wo ich neben acht Stunden Unterricht jede Menge Vertretungsstunden halten durfte und einen „Auszeitraum“, also eine Abstellkammer für störende Schüler, betreut habe. Ein knappes halbes Jahr mit viel, sehr viel Zeit (um nicht zu sagen Langeweile) und der immer dräuenderen Ungewissheit, was denn nach dem Sommer sein würde.

Und dann, einen Tag vor meinem Geburtstag, die Erlösung: Ein Angebot für eine Planstelle (d.h. eine feste, unbefristete Stelle als Beamter, zunächst auf Probe, später dann hoffentlich auf Lebenszeit) an einer Münchner Schule. Und nicht nur irgendeiner Schule, sondern einer der neusten und modernsten Schulen Bayerns, mit neuartigem Raum- und Unterrichtskonzept und einer fantastischen technischen Ausstattung. Ich hätte nicht glücklicher sein können und bin es immer noch.

Und damit endet in meinen Augen erst die Reise, die vor über 10 Jahren mit dem Abitur begann: Eine Reise durch drei Studiengänge (von denen nur zwei beendet wurden, über die Juristerei breiten wir einmal den Mantel des Schweigens), in denen ich selbst lange nicht wusste, was ich denn eigentlich mal genau machen wollen würde, und deren Ziel erst ganz am Ende klar wurde, nämlich in den oben geschilderten letzten zwei Jahren. Und ich könnte nicht froher sein über den Ausgang dieser doch sehr langen und mitunter ungewissen Reise, in deren Verlauf sich so viel ereignet hat.

In diesem Sinne: Möge die nächste Reise mindestens so gut enden wie die letzte, und mögen die Erfahrungen, die ich in der Zukunft machen werde, genauso schön und bereichernd sein wie die der jüngeren Vergangenheit.

Die Leidenden der letzten Tage

Das Schuljahr geht zur Neige, und bei Lehrern und Schülern ist ein allmähliches Ermatten festzustellen. Dabei müsste das gar nicht unbedingt sein. Aber schauen wir uns zuerst mal an, wie die letzten Tage und Wochen vor den Sommerferien bei mir an der Schule organisiert sind (rückwärts von den Ferien ausgehend):

29.7.     Letzter Schultag, Gottesdienst, Zeugnisausgabe
28.7.     „Regulärer“ Unterricht nach Kurzstundenplan, Nachmittagsunterricht entfällt

25.7.    Spendenlauf (kein Unterricht)
24.7.    Sportfest (kein Unterricht)
23.7.     Regulärer Unterricht
22.7.    Regulärer Unterricht
21.7.    Wandertag

18.7.    Projekttag
17.7.    Projekttag
16.7.    Projekttag
15.7.    Regulärer Unterricht nach Kurzstundenplan, kein Nachmittag (Konferenz)
14.7.    Regulärer Unterricht nach Kurzstundenplan, kein Nachmittag (Konferenzen)

In den letzten knapp zweieinhalb Wochen Schule finden also ganze zwei Tage voller Unterricht statt und drei Tage mit Kurzstunden ohne Nachmittag (Kurzstunde: 30 statt 45 Minuten mit verkürzten Pausen, de facto ist da kaum Unterricht möglich, weil eh alle ständig zu spät sind). Wie soll man nun z.B. am 22.7. Schüler zu Unterricht oder zumindest einer halbwegs sinnvollen Tätigkeit motivieren, wenn diese gerade vier Tage Anderes gemacht haben und völlig aus jedem Rhythmus raus sind? Vom gänzlich isoliert stehenden vorletzten Schultag ganz zu schweigen! Mehr als frühstücken und Filme ansehen ist da nun wirklich nicht drin.

Den Schülern kann man es an den Unterrichts-Tagen übrigens auch nicht Recht machen: Hält man mehr oder weniger ordentlichen Unterricht ab, beschweren sie sich darüber, dass man kurz vor Schluss noch so viel von ihnen verlangt (und beim Herrn Sowieso haben wir doch auch einen Film geschaut!), läuft man zur Film- und Frühstücksfraktion über, fragen sich die jungen Damen und Herren (zu Recht!), wieso sie für den albernen Kram – mitunter vier Filme am Tag – überhaupt in die Schule kommen sollen. Sie hätten ja wirklich besseres zu tun. Und das kann ich ihnen auch wirklich nicht verübeln.

Mir stellt sich da die Frage, warum man nicht alle „echten“ Unterrichtstage nach vorne zieht und dann – etwas konzentrierter – die übrigen Aktivitäten en bloc in die letzte ganze Woche vor den Ferien legt. Da hätte man dann auch genug Zeit, nachmittags die Konferenzen abzuhalten und müsste so nicht schon bereits Anfang Juli, also geschlagene dreieinhalb Wochen vor den Zeugnissen, den Notenschluss setzen. Diese „nicht-unterrichtlichen“ Geschichten (Sport, Projekte, etc.) haben ja durchaus ihre Daseinsberechtigung. Würde man sie so vom restlichen Unterricht „entkoppeln“, wäre es auch duchaus möglich, dass sich die Schüler noch mehr darauf einlassen, da sie den Kopf vom normalen Stoff frei haben.

Dann am Ende ein Tag mit Zeugnisvergabe und ab in die Ferien.