Nun wohne ich ja doch schon an die 25 Jahre in Bayern, aber es hat tatsächlich bis letztes Jahr gebraucht, dass ich es mal zu einer richtigen Hüttenübernachtung geschafft habe (eine Richtige jetzt, ein ortsnahes und mit dem Auto zugängliches Ferienhaus zähle ich nicht).
Letztes Jahr waren wir zu einem runden Geburtstag auf einer Hütte, dem Spitzsteinhaus, eingeladen. Samstags hochwandern, Abendessen in großer Runde, dann Übernachtung und gemeinsames Frühstück und dann wieder retour. Das war ein interessantes Erlebnis, insbesondere auch, was die Unterbringung in ordentlicher, aber sehr spartanischen Zimmern anging. Auch die Hellhörigkeit einer Hütte, die ja doch prinzipiell aus Stein gebaut ist, war überraschend – aufgrund der Anwesenheit vieler Gäste mit zahlreichen, auch kleinen Kindern, war irgendwie die ganze Nacht durch keine echte Ruhe. Dennoch war es sehr schön. Das besondere Highlight war der Sonnenaufgang über den Bergen, für den wir uns den Wecker gestellt hatten. Das war wirklich ein besonderes Ereignis und die Farben, die sich buchstäblich über den im Tal liegenden Wolken abspielten, waren fantastisch. Von tiefem Blau über Lila bis hin zu leuchtendem Pink und dann Orange-Rot war alles geboten und schaue ich die Fotos heute an, sieht es fast so aus, als hätte jemand in Photoshop oder so zu sehr an den Reglern gedreht – die Farben waren aber tatsächlich so intensiv, wie man es sich vorher nicht hätte ausmalen können.
Der Rest des Tages war dann zwar etwas zäh und lang, weil alle furchtbar müde waren (die Kinder vor allem), aber dennoch hatte ich danach schon etwas Blut geleckt.
Von daher war ich gleich dabei, als in unserem Tablet-Team die Idee aufkam, das bei einem Schulpreis gewonnene und von uns frei einsetzbare Geld zum Teil für eine Hüttenübernachtung fürs Team auszugeben. Mit mir waren wir acht Kolleginnen und Kollegen, die zum alten Wallberghaus gewandert sind, das zugegebenermaßen eher die Vier-Sterne-Variante einer Hütte ist. Zwar hat man Mehrbettzimmer und Etagen-Bad und -Dusche, die Betten sind aber äußerst bequem, es gibt Bettwäsche und Handtücher und das Abendessen sowie das Frühstück sind allererste Sahne. Aber auch hier habe ich beschlossen, zum Sonnenaufgang aufzustehen und konnte einen Kollegen und eine Kollegin motivieren, mitzugehen. Also klingelte um zehn vor fünf der Wecker, wir sind in die Klamotten gestiegen und die halbe Stunde zum Gipfel des Wallbergs gewandert. Sonnenaufgang auf dem Berg mit Blick auf den Tegernsee ist schon toll – auch wenn die Farben hier nicht so ganz mit dem Morgen auf dem Spitzstein mithalten konnten.
Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Geburtstag im Juli, der uns auch wieder auf den Spitzstein führen wird. Bei den Sonnenaufgangszeiten um die Jahreszeit bin ich mir allerdings nicht sicher, ob wir dafür so früh aufstehen werden. Auf der anderen Seite: Die Bilder nimmt man halt mit, eine ausgeschlafene Nacht kann man ja jederzeit haben. Also fast, jedenfalls.
Und was diese Momente tatsächlich bei mir bewirkt haben, ist eine neue Begeisterung fürs Bergwandern, das ich immer mehr als sehr entspannende und Ausgleich-bringende Freizeitaktivität wahrnehme. Auch wenn die letzten beiden Wanderungen eher im Nebel stattgefunden haben, was aber auch interessante Erlebnisse waren.