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Review: Microsoft Surface Pro 7

Photo by Zachary Fetters on Unsplash

Mein gutes altes Surface Pro 4 gab im September den Geist auf. Scheinbar hatte sich der Akku im Gerät so weit aufgebläht, dass es das Display vorne z.T. aus dem Gehäuse wölbte. Das war zum einen nicht sehr schön, störte wegen des entstehenden Farbstichs (ein nicht fürs Biegen gemachtes Display sieht komisch aus) beim Arbeiten und außerdem hatte ich Sorge, dass der defekte Akku irgendwann in Flammen aufgehen könnte.

Und weil es bei einem berühmt-berüchtigten Online-Riesen ein sehr gutes Angebot gab, schlug ich sofort zu und orderte die neueste Version des Surface, das Surface Pro 7. Und weil ich das Platingrau des alten Surface nach gut vier Jahren doch ein wenig satt hatte, nahm ich die Variante in mattschwarz inklusive TypeCover – die alte Tastatur hatte dem täglichen Einsatz in optischer Hinsicht auch schon Tribut gezollt. Damit passt das Surface zwar farblich nicht mehr zu meinem Surface Pen und der Surface Arc Mouse, aber ein wenig Abwechlsung braucht der Mensch ja hin und wieder mal.

Nachdem ich die letzten Jahre die Version mit Core i5-Prozessor, 8GB RAM und 256 GB SSD in Verwendung hatte, gönnte ich mir nun das Modell „eine Nummer größer“: Core i7-CPU, 16GB RAM und (weiterhin) 256GB SSD. Ich hätte lieber 512GB gehabt, die Variante gab es aber nicht (jedenfalls nicht im Angebot, und für die Version mit 1TB SSD war ich dann doch zu geizig).

Warum die schnellere CPU und mehr RAM?
Beim Bearbeiten von Raw-Dateien meiner Spiegelreflex und beim Rendern von Videos im Frühjahr hatte ich doch bemerkt, dass mein Surface Pro 4 schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Vom schnelleren Prozessor und größeren Arbeitsspeicher erhoffte ich mir nun einen spürbaren Geschwindigkeitszuwachs, und mehr ist ja immer besser.

Photo by Andrew Mantarro on Unsplash

Was ist mir nach dem Wechsel aufgefallen?
Man bemerkt ja zunächst immer nur die Probleme, also fange ich damit mal an:

Die Treiberprobleme, die es schon beim Pro 4 zu Beginn gab, scheinen auch beim Surface Pro 7 zu existieren. Beim 4er war es vor allem das Surface Dock, das ungefähr fünf Runden Treiberupdates brauchte, bis alles richtig lief.
Beim neuen Surface war es der Grafiktreiber, der erst nach mehreren Update-Orgien (und nachdem ich irgendwann den von Microsoft zur Verfügung gestellten Treiber ignorierte und das Intel-eigene Treiber-Update-Tool installierte) wirklich zuverlässig lief. Zuvor kam es immer wieder zu Problemen mit externen Bildschirmen (bzw. Beamern in der Schule), was äußerst nervig war.
Im gleichen Zuge habe ich auch festgestellt, dass es offenbar riesige Qualitätsunterschiede zwischen billigen und teuren USB-C zu HDMI-Adaptern gibt. Am alten Surface hatte ich jahrelang einen günstigen (aber nicht den günstigsten) Mini-DP auf HDMI/VGA-Adapter im Einsatz und das gleiche hatte ich beim neuen Surface auch vor – nur eben per USB-C, da dieser Anschluss den Mini-DisplayPort vom 4er abgelöst hat. Zwei Wochen und unzählige Stunden ohne funktionierendes Bild auf dem Beamer kam ich dann aber zu der Erkenntnis, dass der Weg von USB-C zu HDMI oder VGA (ja, die technische Ausstattung der Schule ist im Jahr 2005 stehengeblieben) kein leichter ist. Am Ende entpuppte sich dann die Nutzung eines (sündteuren) Belkin USB-C auf HDMI-Adapters mit dahinter hängendem HDMI zu VGA-Adapter als die am zuverlässigsten funktionierende Lösung. Ich weiß nicht, ob das ein spezielles Problem des Surface ist, habe von derartigen Problemen bei anderen aber noch nicht gehört.
Auch das Zusammenspiel von Surface Pen und externen Monitoren birgt einige Tücken. Mit dem Oktober-Update von Windows 10 schlich sich ein heftiger Fehler ein, der dazu führte, dass das Surface bei Nutzung von Stift und externem Monitor regelmäßig Probleme machte (der Bildschirm wurde z.B. einfach schwarz und ähnliches). Hier half nur ein Rollback auf die vorherige Windows-Version und Abwarten bis zum Winter-Update.

Weniger Fehler, aber etwas enttäuschend sind die Akku-Laufzeit und die CPU-Leistung. Der Akku soll laut Microsoft bis zu 10,5 Stunden bei „typischer Nutzung“ halten, was drei Stunden weniger als beim Vorgänger, dem Surface Pro 6, sind. Damit sollte man ja eigentlich problemlos durch einen Schul(vor)mittag kommen, dachte ich. In der Realität ist es allerdings so, dass ich nach ca. vier Schulstunden aktiver Nutzung (OneNote mit Stifteingabe, Webbrowser, evtl. kurze Videos von YouTube) langsam an eine Steckdose muss, spätestens nach sechs Schulstunden ist definitiv der Saft raus. Das ist weit entfernt von dem, was Microsoft angibt. Wenn ich – wie derzeit – ein Videokonferenz-Tool zum Streamen des Unterrichts offen habe, ist nach zwei Schulstunden der Strom aus. Damit liegt das Surface Pro 7 in praktisch neuem Zustand nur unwesentlich über meinem vier Jahre alten Surface Pro 4 mit defektem (aufgeblähtem) Akku. Das ist schon recht schwach, bedenkt man, dass das Teil ja drei Generationen neuer ist.
Auch der i7 kann mich nicht wirklich überzeugen. Im Alltag ist der Unterschied zum alten (!) i5 praktisch nicht zu bemerken. Sobald das Gerät am Strom hängt (und die CPU nicht in der Leistung gedrosselt wird), rauscht dafür sehr häufig der Lüfter – zwar nicht unangenehm, aber doch hörbar. Bei der Fotobearbeitung und beim Video-Rendern bemerke ich ehrlich gesagt keinen gravierenden Unterschied. Mag sein, dass es eine Idee schneller geht, den Sprung, den ich mir von einem drei Generationen neueren Prozessor und der nächsthöheren „Kategorie“ (i5 zu i7) versprochen hatte, erlebe ich aber nicht. So gesehen hätte ich also auch beim i5 bleiben können und würde mir das Lüfterrauschen sparen. Für normale Office- und Schul-Anwendungen wäre dieser also meine Empfehlung. Und wer mehr Videoschnitt oder Fotoretusche betreibt, sollte wohl ein anderes Gerät als das Surface Pro ins Auge fassen.


Photo by Bahman Adlou on Unsplash

Gibt’s auch was Gutes zu sagen?
Ja, klar – alles, was es auch schon zum Surface Pro 4 zu sagen gab. Das Tablet ist – nachdem alle Treiber laufen – sehr zuverlässig, schnell startklar, die Stifteingabe funktioniert hervorragend und die Tastatur des TypeCovers lässt sich, obwohl dieses im ersten Moment erschreckend dünn wirkt, wunderbar „beschreiben“.
Das Display ist mit seinen 12,3″ ausreichend groß, stellt aber einen guten Kompromiss in Sachen Handlichkeit dar. Der Bildschirm ist richtig gut: Er ist mit 267dpi knackig scharf und hat eine tolle Farbwiedergabe. Das fällt vor allem dann auf, wenn man einen altersschwachen Beamer anschließt und das auf dem Laptop wunderschön leuchtende Bild auf einmal sehr fad daherkommt.
Das Surface ist angenehm leicht, sodass man es bei Bedarf auch gut ‚in der Hand‘ verwenden kann, und es steht mit dem ausklappbaren ‚Kickstand‘ fast überall sehr sicher.
Es ist also, das hat ja schon Jan-Martin Klinge festgestellt, praktisch das perfekte Gerät für die Schule, wenn man einen ‚echten‘ Computer mit Stift will. Der Preis ist allerdings schon recht happig – ich hoffe daher, dass das Surface Pro 7 mindestens genauso lang durchhält wie sein Ur-Großvater, das Pro 4.

tl;dr
Das Surface Pro 7 ist ein tolles Gerät, ein Upgrade von älteren Versionen lohnt sich aber in meinen Augen nicht, solange diese noch funktionstüchtig sind. Die leistungsstärkste Variante kann man sich sparen und der Akku ist ein Rückschritt zu den Vorgängern.

Gear Check: ThinkTank Photo Retrospective 10

Da ich schon längere Zeit auf der Suche nach einer Tasche war, die ich a) als normale Umhängetasche für meinen Alltagskram (Handy, Geld, Stifte, Block, Bücher etc.) verwenden kann, die aber b) auch (zusätzlich) Platz für meine Kamera mit angesetztem Objektiv (und maximal einem zusätzlichen Objektiv) bietet, musste ich wohl früher oder später auf die Retrospective-Serie von ThinkTank stoßen. Dabei handelt es sich um Fototaschen in einem etwas „dezenteren“ Design (also mit weniger vielen Gurten, Schnallen und anderen Teilen, die eine Tasche sonst immer schon von Weitem „FOTO!!!“ schreien lassen), die von außen etwas ziviler und unauffälliger aussehen, von innen aber optimal auf Fotoausrüstung ausgelegt sind.

Die Tasche sieht äußerlich wie ein stinknormaler mittelgroßer Messengerbag aus:

Meine Tasche ist komplett schwarz, es gibt die Retrospective-Serie aber auch in so einem Leinwandbaumwollabgenutzt-Grau, die Farbe ist aber seit geraumer Zeit bei allen Händlern ausverkauft. Von außen ist nicht viel zu erkennen, die Tasche ist komplett einfarbig, es gibt keine („verräterischen“) Logos o.ä., lediglich auf der Rückseite ist ein ganz kleines ThinkTank-Logo angebracht. Betrachtet man das Teil von der Seite so fällt auf, dass die Tasche etwas dicker als die üblichen (nicht-Foto) Schultertaschen ist, ein Kompromiss den man wohl eingehen musste, damit auch größere Kameras mit angesetztem Batteriegriff hineinpassen.

Wie zu erkennen ist, hat die Retrospective 10 außen links und rechts je eine Seitentasche, die gerade so groß ist, dass ein Aufsteckblitz hineingeht (bzw. ein SunSniper Gurt). Die Fächer dürften für meinen Geschmack ein kleines bisschen größer sein, dann wäre das Reinstecken und Rausholen des Blitzes nicht so ein Gefriemel, aber gut, so ist das Ganze immerhin schön kompakt.

Kommen wir nun also zur eigentlichen Fragen: Was geht alles innen rein?! Na, da lassen wir am besten ein Bild sprechen… so wie die Tasche auf den obigen beiden Fotos zu sehen ist war das folgende Zeug drin verstaut:

Das ist, wie ich finde, ne ganze Menge Kram für so eine kleine Schultertasche! Im Detail waren drin:

  • Eine EOS 50D mit Batteriegriff und angesetztem Tamron 17-50/2.8 VC (GeLi richtigrum)
  • EF-S 55-250/4-5.6 IS
  • EF 85/1.8
  • EF 50/1.8 II
  • Speedlite 430 EXII
  • SunSniper Gurt
  • eTTL-BLitzkabel und Kabelauslöser für die Kamera
  • Zwei Kameraakkus und ein Satz Eneloops
  • Weißabgleichsdeckel und ein Satz Lee-Folien plus Honl Speedstrap
  • Zwei CF-Karten
  • iPhone und Moleskine Notizbüchlein mit zwei Stiften

Außerdem hätte neben etwas mehr Kleinkram wie z.B. den Yongnuo RF-602 Blitzauslösern noch ein kompletter Body mit BG (aber ohne Objektiv) im vorderen Fach der Tasche Platz gehabt. Die Reissverschlusstasche auf der Rückseite und die innere Reissverschlusstasche habe ich jetzt gar nicht genutzt, da könnte man gut Unterlagen, einen größeren Block (aber kein Din A4) und ähnlichen flachen Kram unterbringen.

Normalerweise bestücke ich die Tasche aber nur mit Kamera + zwei Objektiven, der restliche Platz bleibt dann Alltagsutensilien wie Wasserflasche, Regenschirm, 1-2 Bücher aus der Bib etc. vorbehalten. Das ist auch deutlich angenehmer zu tragen, denn in obigem Zustand ist die Tasche sauschwer und – trotz sehr bequemem und gut gepolstertem Schultergurt – auf Dauer nicht so angenehm.

Die Verarbeitungsqualität ist übrigens top. Bisher war da Crumpler für mich das Maß aller Dinge, aber ich muss sagen, dass die ThinkTank einen mindestens genau so guten Eindruck macht. Das Nylon ist vielleicht ein bisschen feiner als das 1000D der Crumpler, wirkt aber dennoch äußerst robust. Und da fast alle Profis auf ThinkTank schwören, scheine ich mich da nicht zu täuschen.