Equipment

Quo vadis, Canon?

Seit gut dreieinhalb Jahren benutze ich Canon-Kameras und -Objektive, und bisher war ich (fast) immer sehr zufrieden damit. Ein nicht unerheblicher Grund für meine Entscheidung, im Jahr 2008 eine Kamera von Canon zu kaufen, war die Tatsache, dass Canon immer ein wenig günstiger als z.B. Nikon war und darüber hinaus ein sehr breit gestreutes Sortiment an Objektiven besaß. Dieses reichte von sehr günstigen Einsteigerobjektiven wie dem EF-S 18-55 IS und dem EF-S 55-250 IS (welche ich beide besessen habe) über günstige Festbrennweiten (EF 35/2, EF 50/1.8 II) bis hin zu den Premiumlinsen der L-Reihe, welche sich von ca. 500,- Euro (EF 70-200/4 L USM) bis in fünfstellige Preisregionen (die Superteles ab 400mm Brennweite) erstreckte. Da war, salopp formuliert, für jeden Topf der passende Deckel dabei. Wollte man eine Festbrennweite mit 50mm haben, so hatte man die Wahl zwischen dem 50/1.8 II für ca. 100,- Euro, dem 50/1.4 USM für um die 300,- und dem 50/1.2 L USM für über 1000,- Euro. Ähnliches galt für die anderen Festbrenner, so z.B. das 24/2,8 und das 24/1,4 L USM.

Was ist nun anders? Canon hat diese Woche drei neue Objektive vorgestellt, und die Preise, die dafür aufgerufen werden, bewegen sich meiner Meinung nach jenseits von Gut und Böse. Das 24-70/2.8 L USM II, die absolute „Brot und Butter“-Linse für die meisten Fotografen, liegt bei sagenhaften 2300,- Euro, was mehr als doppelt so viel ist wie beim Vorgänger, das 24/2.8 IS USM soll 829,- Euro kosten (das alte 24/2.8 kostete nichtmals 450,-) und das 28/2.8 IS USM wird mit einer UVP von 799,- Euro beziffert, was in etwa das vierfache der 200,- Euro ist, die das alte 28/2.8 derzeit kostet. Ich weiß nicht, was Canon zu dieser Preispolitik bewogen hat, aber mit dem „breit gestreuten“ Sortiment ist jedenfalls Schluss. In Zukunft habe ich also nur noch die Wahl zwischen einer 24mm Festbrennweite für um die 800,- Euro oder für über 1000,- Euro.

Kommt mir das nur so vor, oder werden damit normale Hobbyfotografen mit einem etwas begrenzteren Budget irgendwie außen vor gelassen?

Dass die (teilweise 30 Jahre alten) Festbrenner im Weitwinkel-Bereich eine Überarbeitung gebrauchen konnten, war klar. Dass diese überarbeiteten Versionen teurer sein würden (zumal im UVP) als die alten, ist auch verständlich, schließlich handelt es sich hier um vollständige Neuentwicklungen, und auch der Ultraschallmotor sowie der (in meinen Augen nicht wirklich notwendige) Bildstabilisator müssen bezahlt werden. Dass Canon die Preise aber verdoppelt bzw. vervierfacht, erscheint mir jedoch maßlos übertrieben. Eine UVP von um die 500 – 600 Euro, so dass sich die Straßenpreise nach einer Weile bei ca. 400 – 500 einpendeln, hätte ich wesentlich angebrachter gefunden.

Ähnlich befremdlich erscheint mir der exorbitante Preis für das neue 24-70er. Das alte hatte ja einen bloß mittelmäßigen Ruf unter Fotografen, von daher war klar, dass irgendwann eine neue Version erscheinen würde. Bisher hatten – trotz anderslautender Aussagen von Canon – alle gehofft, dass eine aktualisierte Version dieser Standard-Linse auch einen Bildstabilisator mit an Bord haben würde. Und nachdem Tamron vor ein paar Tagen tatsächlich ein 24-70 mit Stabilisator vorgestellt und damit die praktische Machbarkeit einer solchen Konstruktion bewiesen hat, wurde dieser Wunsch noch größer. Stattdessen präsentiert Canon nun ein neues Zoom ohne Stabilisator für deutlich über 2000,- Euro. Zwar hat Tamron noch keinen Preis für sein 24-70 genannt, aber es ist zu erwarten, dass dieser eine ganze Ecke unter dem der Canon-Linse liegen wird. Wenn das Tamron jetzt in der optischen Leistung einigermaßen zu überzeugen weiß, dürfte es für die meisten Fotografen ein absoluter „no brainer“ sein.

Hatte ich bisher gehofft, das Canon bald einen Nachfolger für das mittlerweile uralte EF 35/2 präsentieren würde, der in Abbildungsleistung und vor allem Preis mit dem neuen Nikon AF-S 35/1.8 (Kostenpunkt: unter 200,- Euro) konkurrieren kann, so fürchte ich nun, dass wir eher ein 35/2.8 IS USM für an die 1000,- Tacken präsentiert bekommen werden. Und dann muss man sich wirklich langsam überlegen, ob man nicht doch irgendwann zu Nikon wechselt… die (Crop-) Bodys sind ohnehin schon deutlich interessanter als bei Canon (siehe D7000 vs. 60D/7D), und wenn jetzt auch der Objektivpark bei Nikon besser – bzw. der von Canon schlechter – wird, insbesondere was das Verhältnis von Preis und Leistung angeht, gibt es in der Tat wenig Gründe, Canon noch sehr viel länger die Stange zu halten…

Handschuhtipp für frostige Fotografen

Jeder, der schon einmal im Winter (also, im richtigen Winter, nicht in diesem Spätherbst/Vorfrühjahr wie wir es zur Zeit haben) draußen fotografieren war, kennt das Problem: Entweder man hat kalte Hände, oder die Bedienung der Kamera gerät zum Glücksspiel. Man kann quasi Wetten darauf abschließen, welchen der kleinen Knöpfe man mit den dicken Handschuhfingern erwischt. In Frage kommen dabei eigentlich alle Knöpfe, die eine Kamera so hat – außer dem, den man eigentlich drücken wollte.

Die Lösung für dieses Problem ist recht einfach: Umklappbare Fäustlinge. Also Fausthandschuhe, bei denen man den Fingerteil wegklappen kann, so dass man die Finger frei hat für die Bedienung der Kamera. Ist man mit fotografieren (erstmal) fertig, klappt man die Handschuhe wieder zu, und schon werden die Finger wieder warm. Das geht nicht nur schneller als das An- und Ausziehen des ganzen Handschuhs, sondern hat auch den Vorteil, dass der Rest der Hand auch während dem Fotografieren warm bleibt, und die Finger somit nicht so stark auskühlen.

Handschuhe dieser Art gibt es von unzähligen Herstellern, teilweise für teuer Geld extra als spezielle Fotohandschuhe vermarktet, in guter und in schlechter Qualität. Meine sind von der Firma Reusch, das Modell heißt „Morvan“. Was mir an diesem Modell gegenüber anderen sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass der umgeklappte Fingerteil mittels eines eingenähten Magneten festgehalten wird. So kann er nicht nervig herumflattern und ist trotzdem schnell und – im Gegensatz zum sonst häufig verwendeten Klettverschluss – vor allem geräschlos wieder zugemacht. Außerdem haben die (aus Fleece bestehenden) Handschuhe eine „Stormbloxx“-Membran, das ist sowas ähnliches wie Gore’s „Windstopper“, macht den Handschuh also weitestgehend winddicht und damit auch wärmer.

Hiermit also eine klare Kaufempfehlung für Handschuhe diesen Typs und insbesondere für die von Reusch. Wobei natürlich jeder für sich selber rausfinden muss, welches Modell ihm am besten passt und gefällt.

Nachtrag: OP/Tech Gurte im Einsatz

So, wie bereits angekündigt hatte ich den OP/Tech Super Classic Strap gestern auf einer Veranstaltung im Einsatz. Und zwar gleich zweimal (also zwei Gurte an zwei Kameras).

Was soll ich sagen? Ich bin hochzufrieden! Eine Kamera habe ich quer über die Schulter getragen, wobei ich das Neoprenpolster verdreht habe, so dass die Gummierung außen war. So rutschte das Polster besser, wenn man die Kamera zum Fotografieren hochgenommen hat. Die andere Kamera habe ich einfach auf der Schulter seitlich runterhängen gehabt, und dank der griffigen Gummibeschichtung am Polster ist sie da auch geblieben. Da ist nix runtergerutscht. Super! Die Gummierung ‚pappt‘ sogar so gut, dass ich den Gurt leicht anheben musst, um die Kamera hochzuziehen, sonst hätt’s mir den Pullover halb ausgezogen.

In Sachen Bequemlichkeit steht der OP/Tech Gurt meinem vorher verwendeten Sun-Sniper fast bis gar nicht nach. Das Polster dämpft auch nach ein paar Stunden noch sehr gut und federt Stöße und Schwingungen wie erwartet sehr gut ab. Alles in Allem bin ich also hochzufrieden mit dem Gurt. Mal sehen wie lang es diesmal hält 😉

Shootout: Kameragurte

Wenn es neben der Tasche ein Teil der Fotoausrüstung gibt, mit dem man eigentlich nie so richtig zufrieden ist, dann ist es der Kameragurt. So werden Spiegelreflexkameras zwar ohnehin mit etwas breiteren Gurten ausgeliefert, aber sobald etwas mehr Gewicht (lichtstarkes Objektiv, Batteriegriff, Aufsteckblitz) an der Kamera hängt, streikt selbst der stärkste Nacken. Der Gurt schneidet dann ziemlich ein, weil er kaum bis gar nicht gepolstert ist, und durch das unflexible und nicht dehnbare Material haut jedes Schwingen und Wippen der Kamera voll ins Genick.

Sun-Sniper Strap. Foto: amazon.de

Als ersten ‚besseren‘ Gurt habe ich mir vor einigen Monaten einen Sun-Sniper Strap „The Steel“ zugelegt. Es handelt sich dabei um eine Art „Sling-Gurt“, d.h. die Kamera wird nicht wie üblich um den Hals gehängt, sondern quer über die Schulter gehängt getragen. Damit wird vor allem der Nacken entlastet, weil das Gewicht der Kamera nicht mehr von ihm allein getragen, sondern über die Schulter auf den gesamten Oberkörper verteilt wird. Durch das enorm dicke und weiche Polster schneidet der Gurt auf der Schulter auch nicht ein, und plötzliche Stöße oder starkes Wippen der Kamera werden durch ein eingearbeitetes, flexibles Neopren-Element wirksam abgefedert. Besonderer Clou an der „Steel“-Version des Gurtes ist das eingearbeitete Stahlseil. Dieses soll verhindern, dass Langfinger unterwegs einfach den Gurt durchschneiden können und mit der Kamera verschwinden. Da die Kamera nicht am Gurt fixiert ist, sondern über einen ‚gleitenden‘ Karabinerhaken am Gurt gehalten wird, kann man sie blitzschnell von der Trageposition nach oben ziehen und sofort losfotografieren. Das ganze hört sich nicht nur in der Theorie gut an, es funktioniert auch hervorragend. Selbst schwer bestückte Kameras lassen sich problemlos stundenlang tragen, ohne dass man Nacken- oder Rückenschmerzen bekommen würde. Und durch den gleitenden Karabiner hat man die Kamera immer sofort griffbereit zum Fotografieren.

Es gibt aber auch ein paar Nachteile dieses Gurtsystems: Das ganze trägt sich nur dann gut, wenn man sonst nichts umhängen hat. Wenn man eine Umhängetasche oder – noch schlimmer – einen Rucksack auf den Schultern hat, kollidiert der Sun-Sniper ständig damit und verrutscht permanent. Außerdem lässt sich die Kamera (insbesondere mit Rucksack) nicht mehr schön lässig leicht hinter dem Körper tragen, sondern wird andauernd nach vorne gedrückt, wo sie einem dann etwas unpraktisch ‚in den Schritt‘ baumelt. Ein weiterer Negativpunkt ist der, dass der Gurt nicht an den normalen Gurt-Ösen befestigt wird, sondern mit Hilfe einer speziellen Schraube im Stativgewinde auf der Unterseite der Kamera angebracht wird. Das bedeutet, dass man – insbesondere bei Verwendung eines Batteriegriffs – besser keine Hochformataufnahmen machen sollte. Ansonsten hat man nämlich diese störende Schraube in der Hand, bzw. muss irgendwie um sie herum greifen. Weiterer Nachteil dieser Schraubenkonstruktion: Das Stativgewinde ist belegt, so dass man Schnellwechselplatten für Stativköpfe nicht mehr ohne Weiteres angeschraubt lassen kann. Ich habe mir da aber beholfen, indem ich den Karabiner vom Gurt nicht an der mitgelieferten Schraube, sondern in der Festschraub-Öse meiner Manfrotto-Schnellwechselplatte (200PL 14) eingehakt habe. Das hat auch einwandfrei funktioniert, der Karabiner hatte nur nicht mehr ganz so viel Spiel wie in der Standardschraube, was dann beim Fotografieren im Hochformat noch hinderlicher war. Angeblich soll hier übrigens die Gefahr bestehen, dass sich die Öse der Schnellwechselplatte aufbiegen kann und die Kamera dann den Weg Richtung Fußboden antritt, von daher rate ich davon ab, dass einfach so unbedacht nachzuahmen – auch wenns bei mir nie ein Problem gab. Um zu verhindern, dass sich die Schraube bzw. die Schnellwechselplatte unterwegs lockert, habe ich sie übrigens mittels Liqui-Moly Schrauben-Sicherung (aka Locktite) gesichert. So saß die Schraube bombenfest, konnte aber problem- und rückstandslos wieder entfernt werden.

Da ich in aller Regel mit mindestens einer Schultertasche, oft auch mit Rucksack unterwegs bin, wuchsen sich die gerade geschilderten Nachteile zu einem konstanten Ärgernis aus, welches dazu führte, dass ich den Sun-Sniper – außer auf Events oder im Home-Studio – fast gar nicht mehr verwendet habe. Ich war daher seit einiger Zeit auf der Suche nach einem alternativen Gurt. Dieser sollte vor allem folgende Eigenschaften haben:

  • Er sollte so lang sein, dass ich die Kamera quer über die Schulter tragen kann,
  • er sollte aus Sicherheits- und Schnellwechselplattenkompatibilitätsgründen an den Standard-Gurt-Ösen befestigt werden,
  • er sollte gut polstern und eventuelles Wippen der Kamera abfedern
  • und er sollte im Idealfall schnell (zumindest teilweise) abnehmbar sein, falls man zu Hause oder auf dem Stativ nicht einen ewig langen Gurt rumbaumeln haben möchte.
OP/Tech Super Classic Strap. Foto: amazon.de

All diese Punkte erfüllt der OP/Tech Super Classic Strap weitestgehend vorbildlich. Es handelt sich dabei um einen „normalen“ Kameragurt, der aber so lang ist, dass ich (bei ca. 1,85 Körpergröße) die Kamera problemlos quer über die Schulter hängen kann. Natürlich kann ich den Gurt auch um den Hals tragen, falls das auf Grund einer Schultertasche oder eines Rucksacks notwendig sein sollte (das ist beim Sun-Sniper auf Grund der speziellen Form des Polsters nicht möglich). Der Gurt besteht außerdem aus drei Teilen: Dem weichen und rutschfesten Neoprenpolster und zwei „Connector“-Stücken, also den Nylon-Bändern, welche an der Kamera selbst befestigt werden. Das Polster kann man abnehmen, so dass nur noch die kürzeren Connector-Teile dranbleiben. Diese lassen sich wiederum zusammenstecken, so dass man einen sehr kurzen „Gurt“ erhält, an dem sich die Kamera zur Not tragen lässt, der vor allem aber nicht großartig stört, wenn man ein Stativ verwendet (das Rumgebaumel eines längeren Gurtes nervt da nämlich ziemlich). Das Polster ist, wie bereits erwähnt, aus Neopren. Es ist nicht nur schön weich, sondern vor allem auch relativ flexibel und dehnbar, so dass es von der Kamera ausgehende Stöße und übermäßiges Wippen etwas abfedert. Außerdem ist es auf der Innenseite gummiert, so dass die Kamera auch dann nicht verrutschen sollte, wenn man sie nur locker über eine Schulter gehängt hat.

Kritikpunkte habe ich bisher nur einen entdeckt: Für meinen Geschmack sollte das Längenverhältnis von Polster und Connector-Gurten umgekehrt sein. D.h. wenn ich das Polster abklipse sollten nur ganz kurze Gurt-„Stummel“ an der Kamera bleiben, die dann noch weniger stören würden. Die könnte man dann zwar nicht mehr zu einem Minigurt zusammenstecken, dafür hätte man (aufm Stativ oder so) noch weniger „Gebaumel“. Dafür müsste dann natürlich das Polster länger sein bzw. längere Gurt-Enden haben (was aber im abgeklipsten Zustand ja nicht weiter stören würde). Ansonsten macht das Teil aber einen äußerst durchdachten und bequemen Eindruck. Der erste ‚Härtetest‘ steht morgen auf einem Event an, welches ich fotografisch begleite. Mal sehen, wie sich der OP/Tech-Gurt schlägt…

Gear Check: ThinkTank Photo Retrospective 10

Da ich schon längere Zeit auf der Suche nach einer Tasche war, die ich a) als normale Umhängetasche für meinen Alltagskram (Handy, Geld, Stifte, Block, Bücher etc.) verwenden kann, die aber b) auch (zusätzlich) Platz für meine Kamera mit angesetztem Objektiv (und maximal einem zusätzlichen Objektiv) bietet, musste ich wohl früher oder später auf die Retrospective-Serie von ThinkTank stoßen. Dabei handelt es sich um Fototaschen in einem etwas „dezenteren“ Design (also mit weniger vielen Gurten, Schnallen und anderen Teilen, die eine Tasche sonst immer schon von Weitem „FOTO!!!“ schreien lassen), die von außen etwas ziviler und unauffälliger aussehen, von innen aber optimal auf Fotoausrüstung ausgelegt sind.

Die Tasche sieht äußerlich wie ein stinknormaler mittelgroßer Messengerbag aus:

Meine Tasche ist komplett schwarz, es gibt die Retrospective-Serie aber auch in so einem Leinwandbaumwollabgenutzt-Grau, die Farbe ist aber seit geraumer Zeit bei allen Händlern ausverkauft. Von außen ist nicht viel zu erkennen, die Tasche ist komplett einfarbig, es gibt keine („verräterischen“) Logos o.ä., lediglich auf der Rückseite ist ein ganz kleines ThinkTank-Logo angebracht. Betrachtet man das Teil von der Seite so fällt auf, dass die Tasche etwas dicker als die üblichen (nicht-Foto) Schultertaschen ist, ein Kompromiss den man wohl eingehen musste, damit auch größere Kameras mit angesetztem Batteriegriff hineinpassen.

Wie zu erkennen ist, hat die Retrospective 10 außen links und rechts je eine Seitentasche, die gerade so groß ist, dass ein Aufsteckblitz hineingeht (bzw. ein SunSniper Gurt). Die Fächer dürften für meinen Geschmack ein kleines bisschen größer sein, dann wäre das Reinstecken und Rausholen des Blitzes nicht so ein Gefriemel, aber gut, so ist das Ganze immerhin schön kompakt.

Kommen wir nun also zur eigentlichen Fragen: Was geht alles innen rein?! Na, da lassen wir am besten ein Bild sprechen… so wie die Tasche auf den obigen beiden Fotos zu sehen ist war das folgende Zeug drin verstaut:

Das ist, wie ich finde, ne ganze Menge Kram für so eine kleine Schultertasche! Im Detail waren drin:

  • Eine EOS 50D mit Batteriegriff und angesetztem Tamron 17-50/2.8 VC (GeLi richtigrum)
  • EF-S 55-250/4-5.6 IS
  • EF 85/1.8
  • EF 50/1.8 II
  • Speedlite 430 EXII
  • SunSniper Gurt
  • eTTL-BLitzkabel und Kabelauslöser für die Kamera
  • Zwei Kameraakkus und ein Satz Eneloops
  • Weißabgleichsdeckel und ein Satz Lee-Folien plus Honl Speedstrap
  • Zwei CF-Karten
  • iPhone und Moleskine Notizbüchlein mit zwei Stiften

Außerdem hätte neben etwas mehr Kleinkram wie z.B. den Yongnuo RF-602 Blitzauslösern noch ein kompletter Body mit BG (aber ohne Objektiv) im vorderen Fach der Tasche Platz gehabt. Die Reissverschlusstasche auf der Rückseite und die innere Reissverschlusstasche habe ich jetzt gar nicht genutzt, da könnte man gut Unterlagen, einen größeren Block (aber kein Din A4) und ähnlichen flachen Kram unterbringen.

Normalerweise bestücke ich die Tasche aber nur mit Kamera + zwei Objektiven, der restliche Platz bleibt dann Alltagsutensilien wie Wasserflasche, Regenschirm, 1-2 Bücher aus der Bib etc. vorbehalten. Das ist auch deutlich angenehmer zu tragen, denn in obigem Zustand ist die Tasche sauschwer und – trotz sehr bequemem und gut gepolstertem Schultergurt – auf Dauer nicht so angenehm.

Die Verarbeitungsqualität ist übrigens top. Bisher war da Crumpler für mich das Maß aller Dinge, aber ich muss sagen, dass die ThinkTank einen mindestens genau so guten Eindruck macht. Das Nylon ist vielleicht ein bisschen feiner als das 1000D der Crumpler, wirkt aber dennoch äußerst robust. Und da fast alle Profis auf ThinkTank schwören, scheine ich mich da nicht zu täuschen.

 

Angenehm weich und sicher

Nein, hier geht’s nicht um Hakle Ambient Super Vlaush, sondern um ein kleines aber feines Stück Fotoausrüstung, über das ich vor kurzem gestolpert bin. Aber der Reihe nach:

Ich hatte letztes Jahr beim Wandern in den Alpen, aber auch bei kurzen Wochenendtrips zur Familie immer wieder mal das Problem, mein Foto-Equipment vernünftig unterzubringen und zu transportieren. Zwar habe ich eine ordentliche Fototasche (den LowePro SlingShot 300), aber erstens will ich nicht immer alles auf einmal mitnehmen, zweitens ist dieser Sling-Rucksack so groß, dass man ihn nicht ohne weiteres zusätzlich zu einem normalen Rucksack tragen kann (schon gar nicht, wenn man auf einen Berg wandert) und drittens kann man den SlingShot nicht als alleinigen Rucksack für eine Bergwanderung hernehmen – dafür ist er zu unbequem, außerdem bringt man kein „Wandergepäck“ wie Brotzeit, Wasserflasche oder Fleecejacke drin unter.

Ich habe also, mehr oder weniger notgedrungen, meine Kamera plus Wechselobjektiv und z.B. Blitz einfach so in meinen Deuter-Rucksack, den ich zum Wandern und für Wochenendübernachtungen hernehme, gesteckt. Das ist natürlich keine vernünftige Art und Weise, empfindliche optische und elektronische Geräte zu transportieren – selbst wenn man sie in Handtücher oder Jacken zur Polsterung wickelt. Ich habe mich daher in letzter Zeit immer wieder mal nach brauchbaren Fotorucksäcken umgeschaut, die man auch zum Wandern hernehmen könnte. Leider war diese Suche nicht wirklich von Erfolg gekrönt, da die Modelle, die mir von der Foto-Seite aus zusagen (vor allem der Tamrac Expedition 5 und LowePro Flipside 400), nicht wirklich als Wanderrucksäcke taugen, und Hybridlösungen wie es sie von LowePro gibt bei weitem nicht an den Komfort und die Qualität eines ordentlichen Wanderrucksacks von Deuter (habe den Futura 32 AC und bin äußerst zufrieden damit) heranreichen.

Letzte Woche habe ich dann beim Herumsurfen auf enjoyyourcamera.com ein Polster-Inlay von Matin gefunden, welches mein Problem lösen konnte. Es handelt sich dabei quasi um das „Innenleben“ eines typischen Fotorucksacks, also eine quadratische Box aus Polstermaterial (Nylex) mit Klett-Trennwänden, welche man einfach in einen vorhandenen Rucksack hineinstecken kann. Das ganze sieht leer so aus:

Matin Polstereinsatz, leer

In der Draufsicht erkennt man gut die Trennwände, welche sich mittels Klettverschluss beliebig längs oder quer im Einsatz anbringen lassen. Ich habe die klassische 2×2-Aufteilung gelassen und bloß die Quereinsätze etwas verschoben, um für die Objektive etwas mehr Platz zu haben und gleichzeitig für Blitz und Zubehör je ein kleineres Fach zu erhalten.

Draufsicht auf den Einsatz, man erkennt innen die variablen Klett-Trennwände

Der Polstereinsatz bietet Platz für kompakte Normalzoom-Objektive (z.B. mein Tamron AF 17-50/2.8 oder das Sigma EX 18-125 meiner Freundin) und kleine Teleobjektive wie das EF-S 55-250 IS von Canon, außerdem passt ein Blitz vom Format Speedlite 430 EX II sowie ein wenig Zubehör (Speicherkarten, Ersatzakkus, Fernauslöser, Filterbox o.ä.) hinein.

Polstereinsatz mit EF-S 55-250 IS Teleobjektiv und Speedlite 430 EX II Blitz

Auch eine  Kamera mit angesetztem Objektiv bringt man darin unter, wenngleich eine Amateurkamera wie meine EOS 450D mit Batteriegriff das Maximum darstellt – größere Kameras wie eine 5D oder gar eine 1D dürfte man nicht mehr hineinbekommen, dafür ist das Inlay nicht tief genug.

Polstereinsatz, gefüllt mit Teleobjektiv, Blitz und EOS 450D mit angesetztem Standardzoom und Batteriegriff

Mit der 450D geht aber, wie man sieht, auch der Deckel noch problemlos zu (wenngleich er nicht wirklich bündig abschließt, aber schließlich soll das Teil nur Stöße abfangen und nicht wasserdicht sein).

Prall gefüllter Polstereinsatz mit geschlossenem Deckel

Der Deckel wird übrigens ebenfalls mit Klettverschluss zugemacht, kann also nicht ohne weiteres von alleine aufgehen. Steckt man den Einsatz nun in einen Rucksack, erhält man in Null-Komma-nichts einen wunderbaren Foto-Wander-Hybrid-Rucksack. Vorteilhaft ist es, das Inlay in’s untere Fach des Wanderrucksacks zu stecken, da man dann via Frontreißverschluss direkten Zugriff auf seine Fotoausrüstung hat und sich nicht erst von oben durch den halben Rucksack wühlen muss.

Gefüllter Polstereinsatz im Deuter Futura 32 AC

Bei meinem Rucksack passt das Inlay gerade so in’s untere Fach, beim Rucksack meiner Freundin (mit 6l mehr Volumen) geht es völlig problemlos rein. Bei kleineren Rucksäcken könnte man den Einsatz wohl im oberen Fach verstauen, dann ist es aber nichts mehr mit schnellen Zugriff auf Wechseloptiken. Außerdem besteht dann die Gefahr, dass sich kleinere Sachen im Rucksack hinter oder unter das Inlay schieben und man nur noch schwer an diese herankommt – oder den kompletten Rucksack auspacken muss, um an den dringend nötigen Schokoriegel oder das Taschenmesser zu gelangen. 😉

Schließt man Inlay und Rucksack, so ist letzterer – zumindest im unteren Bereich – prall gefüllt. Da Kamera und Zubehör aber durch die ca. 1cm dicke Polsterung gut geschützt sein sollten, mache ich mir darum keinen Kopf. Und sobald man die Kamera herausnimmt, drückt sich der leere Teil des Einsatzes etwas zusammen und findet leichter Platz im Rucksack.

Voller, geschlossener Polstereinsatz im geschlossenen Rucksack

Für knapp 13,- Euro ist dieser Polstereinsatz jedenfalls eine super Investition, da man mit ihm das „kleine fotografische Reisebesteck“ gut und sicher transportieren kann, ohne auf den Komfort eines ordentlichen Wanderrucksacks verzichten zu müssen. Größere Ausrüstungen gehen natürlich nicht rein, wenngleich auch nichts dagegen spricht, noch ein zweites Inlay im oberen Rucksackfach zu deponieren und dort zusätzliche Objektive oder Blitze unterzubringen – dann wird’s bloß mit der Brotzeit schwierig. 😉

Jetzt muss bloß noch endlich der Frühling und schönes Wanderwetter kommen… ich hab da noch einen Wanderführer für’s Karwendelgebirge rumliegen, der mal zum Einsatz kommen möchte!

Ach so, ganz zum Schluss noch: Ende April gibt’s wieder einen Fotoauftrag! Die FH, für die ich schon im November fotografiert habe, hat mal wieder eine Abschlussfeier und hätte mich gern wieder als Fotograf an Bord.