Der August liegt komplett in den Ferien, sodass hier recht wenig passiert. Schulisch unternehme ich wenig bis nichts, was dringend notwendig ist, und auch privat tut sich nicht viel… Vereinzelt wagen wir uns zu wenigen Aktivitäten (Freiluftkino, Bayern Park) vor die Tür, aber großartiges Ferienprogramm gibt es keins. Auch zu einer Reise können wir uns nicht durchringen – irgendwie würde man sich nirgends bzw. bei keiner Aktivität so richtig wohlfühlen. Da gibt’s dann auch keine größeren Wanderungen, außer einmal durch die heimische Flora (am so ziemlich heißesten Tag des Jahres, da brauchte es auch keine großartigen Steigungen, um ins Schwitzen zu kommen).
Das Highlight ist dann eine Hochzeit, die trotz Corona und mit Hygienekonzept usw. stattfindet – in deutlich kleinerem Rahmen als ursprünglich geplant. Anfangs fühle ich mich auf der Feier zugegebenermaßen doch recht unwohl – und das bei einer Inzidenz, die im Vergleich zur aktuellen Lage völlig lachhaft wirkt. Nach einiger Zeit gewinnt dann aber die Freude, überhaupt mal wieder „unter Leuten“ zu sein und zu feiern, die Oberhand und wir genießen den Tag.
Davon abgesehen steigt die Corona-Inzidenzzahl hier und im Landkreis der Schule langsam über die 35/100.000, die als Grenze für den Wechsel-/Distanzunterricht gilt. Ich stelle mich also auf vermehrten Unterricht von / für daheim ein und investiere in ein ordentliches USB-Mikro und eine gnadenlos überteuerte WebCam, die dann immerhin vom dritten Händler auch geliefert wird, nachdem sich bei Versuchen eins und zwei die Liefertermine immer weiter nach hinten verschoben haben. Ich freue mich schon auf die Steuererklärung.
Davon abgesehen bereiten mir die stetig steigenden Zahlen doch eine gewisse Sorge, und diese permanente innere Unruhe bzw. dieses Angespannt-Sein wirkt sich auf die Gesundheit aus. Seit fünf Monaten dreht sich alles irgendwie nur um eine Sache und bei jedem Husten fragt man sich, ob die Kinder oder man selbst jetzt doch mehr als nur einen Schnupfen hat. Das zieht die Stimmung gewaltig nach unten und hat auch körperliche Folgen – ich fühle mich immer öfter abgespannt, erschöpft und kaum wirklich erholt.
September 2020
Im September geht es dann spürbar in Richtung neues Schuljahr. Nachdem ich in den bisherigen (ausdrücklich als vorläufig gekennzeichneten) Unterrichtsverteilungen nur eine Deutschklasse zugewiesen bekommen hatte, gewinne ich Anfang des Monats einen 11er-Kurs dazu – also so ziemlich das Maximum an Arbeit, was man haben kann. Zwar unterrichte ich gern in der Oberstufe, aber parallel zum Englisch-Abikurs noch einen Haufen Korrekturen in Deutsch zu haben, ist nicht so richtig erbaulich. Ich hatte das ja schon vor zwei Jahren in derselben Kombination; das war machbar, aber durchaus fordernd. Nun also noch einmal unter Pandemie-Bedingungen.
Innerlich stelle ich (und viele andere KollegInnen) mich darauf ein, dass es gar nicht so viel Unterricht mit voller Klassen-/Kursstärke geben wird, das das kurz vor den Ferien vom Kultusministerium veröffentlichte Hygienekonzept vorsah, dass ab einer Inzidenz von 35 Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen die Klassen geteilt werden, damit zwischen den SchülerInnen ein Abstand von 1,5m eingehalten werden kann. Dieser Wert wurde in den Ferien z.B. im Landkreis Ebersberg, in dem meine Schule liegt, mehrfach gerissen. Ab einer Inzidenz von 50/100.000 soll es dann kompletten Distanzunterricht geben. Dieser Plan erscheint mir und vielen anderen sehr sinnvoll.
Kurz vor Schulbeginn wird er aber geändert. Nun können die örtlichen Behörden entscheiden, ob sie denn überhaupt Wechsel- oder Distanzunterricht anordnen wollen, was, wie sie zeigen wird, praktisch nicht geschieht. Das Mantra im neuen Schuljahr lautet: Präsenzunterricht über alles.
Weil’s so gut passt, macht mein Surface Pro 4 am Tag der ersten Konferenz die Grätsche. Naja, nicht ganz, aber anscheinend ist der Akku defekt und bläht sich auf, sodass sich das Display nach vorne wölbt und es gelbe Verfärbungen darauf gibt. Weil ich ungern einen Akku-Brand erleben möchte, schlage ich spontan bei einem guten Angebot für das neueste Modell des Surface zu – das alte wandert kurze Zeit später als „defekt“ zu eBay.
Mich erwartet ein ganzer Schwung neuer Klassen: Obwohl ich gern vor allem meine Achten aus dem letzten Jahr weitergeführt hätte, habe ich bis auf meine Sechser und den Abi-Kurs nur neue SchülerInnen vor mir. Noch dazu bin ich auch meine Klassleitung in der Sechsten losgeworden und darf dafür gemeinsam mit einer Kollegin eine neue Fünfte als Klassenlehrer an der Schule begrüßen. Gerade weil das letzte Jahr sehr turbulent war, hätte ich mir mehr Kontinuität gewünscht, weiß aber natürlich nicht, welche planerischen Gründe und Zwänge dahinterstehen.
Das mittlerweile von der Jahrgangsstufe 5 bis 8 gehende G9 hat einige interessante Nebeneffekte: So gibt es in der Unterstufe und auch in der 8. Jgst. keinen Nachmittagsunterricht mehr aufgrund der reduzierten Wochenstunden. Klingt gut, heißt für die Lehrer allerdings, dass sich alle Unterrichtsstunden am Vormittag ballen und man kaum mehr Freistunden zwischendurch hat (jedenfalls wenn man, wie ich, nur Unter- und Oberstufe hat). Somit bleibt in der Schule kaum Zeit für organisatorische Aufgaben oder Durchschnaufen, vor allem an Tagen mit fünf oder sechs Stunden Unterricht am Stück. Und ja, ich weiß, ich jammere auf hohem Niveau. Mittags geht’s dann heim, die Kinder aus dem Kindergarten abholen bzw. aus der Schule erwarten, sodass der Arbeitstag dann in der Regel erst abends ab 20.00 Uhr fortgesetzt wird und irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr am Schreibtisch endet. Ich muss gestehen, dass mir da die etwas luftigeren Stundenpläne der letzten Jahre lieber waren, wo ich doch diversen Kleinkram zwischendurch erledigen konnte.
Ende September verbringe ich dann eineinhalb Wochen daheim: Die erste Woche ist Paul zwei Tage krank (Halsschmerzen, Husten, Schnupfen) und den Rest der Woche warten wir auf sein Corona-Testergebnis, anschließend bin ich dann einige Tage selbst krank. Nun ja, was hänge ich auch so viel mit einem kranken Kind rum…
In der Schule läuft der Betrieb weitgehend normal. Die ersten zwei Wochen mussten alle überall Masken (*Mund-Nasen-Bedeckungen) tragen, danach nicht mehr (wird erst wieder bei höherer 7-Tage-Inzidenz verpflichtend). Vereinzelt fehlen SchülerInnen, die Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten und in Quarantäne müssen, aber von größeren Ausbrüchen oder Klassen-Quarantänen bleiben wir bislang noch verschont.