Arbeitsmittel
Aufgrund von akutem Frust über die Situation hier mal was zu den Arbeitsmitteln, die einem als Lehrer zur Verfügung gestellt werden bzw. eben auch nicht.
Grundsätzlich gibt es seit 1, 2 Jahren immerhin für jeden Lehrer und jede Lehrerin ein sogenanntes „Lehrerdienstgerät“, also ein Computer in welcher Form auch immer. Bei den allermeisten Sachaufwandsträgern sind das wohl Laptops oder Convertibles (d. h. Laptops mit Touchscreen und meist auch digitalem Stift), bei manchen sind es Tablets (da meist iPads). Bei uns hatte man die Wahl zwischen einem Dell Convertible und einem iPad, wobei diese Wahl insofern eingeschränkt war, als dass wir einfach eine bestimmte Anzahl beider Geräte geliefert bekommen haben und mann dann nur so lange wählen konnte, bis eine Sorte vergeben war. Viele Kolleg/-innen haben wohl, so wie ich, ein iPad genommen, weil ja ohnehin ein (privat finanzierter) „richtiger“ PC oder Laptop vorhanden war. So hat man dann das iPad als handliches Gerät im Unterricht dabei (und kann von diesem aus den Bildschirminhalt drahtlos zum AppleTV am Beamer übertragen) und für die Vorbereitung etc. nutzt man dann sein Privatgerät. Dessen Nutzung man natürlich von der Schulleitung genehmigen lassen muss, denn eigentlich ist diese ja nicht erlaubt. Weil Datenschutz. Aber ohne geht’s halt auch nicht, weil viele Sachen (Texte verfassen, Arbeitsblätter layouten, Bilder bearbeiten, das Notenportal bedienen) rein auf dem iPad nicht oder nur extrem ineffizient und rudimentär möglich sind.
Wobei: Man könnte ja auch einen der sage und schreibe drei Computer benutzen, die uns in einem Kollegium von ca. 120 Personen im Lehrerzimmer zur Verfügung stehen. Diese Geräte sind ungefähr Baujahr 2014 und haben uralte, winzige Bildschirme im 4:3-Format – das Hochfahren und Anmelden dauert dann auch schon mal 10 Minuten. Bitten an den Sachaufwandsträger, hier einmal für zeitgemäßere Hardware (oder eine Art Docking-Station aus Bildschirm, Tastatur und Maus für die privaten Geräte zur Verfügung zu stellen), wurden rundheraus abgelehnt: Die Ausstattung der Angestellten des Freistaats Bayern (was wir Lehrer ja sind) sei Sache des Arbeitgebers und nicht des Sachaufwandsträgers. Na schönen Dank.
Nun haben ich, wie viele andere an der Schule, mittlerweile fast alles auf Apple umgestellt. Dumm nur, dass ich in einem Arbeitskreis außerhalb der Schule (für ein dem Kultusministerium anhängiges Institut) mitarbeite und die Infrastruktur dieser Behörde (und des KMs allgemein, scheint mir) fast nur auf die Verwendung von Windows-Systemen ausgelegt ist. Da ist die Einwahl ins Behördennetz, um Zugang zu den hoch gesicherten Systemen zu bekommen, vom Mac aus halt nur schwer und auf Umwegen möglich – und funktioniert dann alles andere als zuverlässig. Naja, kein Problem, wird man sich denken: Wenn der Arbeitgeber will, dass ich als Arbeitnehmer eine bestimmte Aufgabe erledige, wird er mir ja sicher die notwendigen Mittel (hier: ein Notebook mit Windows) zur Verfügung stellen, oder? Pustekuchen. Also frickelt man irgendwie rum, so gut es geht, und packt am Ende das eigentlich längst eingemottete, mehrere Jahre beim Nachwuchs geparkte Surface wieder aus, um irgendwie seine Arbeit verrichten zu können.
Und dann, wenn man alles eingerichtet und am Laufen hat? Streikt mehrere Tage die Netzwerkinfrastruktur und das Verwenden der im Behördennetz liegenden Systeme ist aufgrund von einer zu langsamen / überlasteten / unzuverlässigen Verbindung de facto nicht möglich. An meinem Internetzugang lag’s nicht, der funktionierte für alles andere tadellos.
Solche Erlebnisse sind ohne Ende frustrierend und machen einem wieder mal bewusst, wie wenig Wertschätzung man in diesem Job von Seiten des Arbeitgebers erfährt. Alles soll modern und schick und digital sein, aber es darf bitte bloß kein Geld kosten.
Von der Qualität meines eigentlich nicht vorhandenen Arbeitsplatzes in der Schule will ich jetzt gar nicht anfangen: Ein Stuhl (nicht drehbar oder höhenverstellbar) und ein Tisch, den ich mir mit einem Kollegen teile, sodass jeder ca. 60 x 60 cm Platz hat. Kein eigener Computer, kein Zubehör (externer Monitor, Maus, Tastatur) fürs Privatnotebook, nicht einmal Stifte werden gestellt. Mir fällt wirklich keine Firma ein, vermutlich nicht einmal eine andere Behörde, in der solche Zustände herrschen.
Dafür dann aber tolle Kampagnen schalten, die junge Menschen dazu animieren sollen, Lehrer zu werden und „Zukunft zu gestalten“. Aber bitte mit eigenem Material!