Der Dezember beginnt mit dem ersten Schnee in diesem Winter. Zwar nur ein paar Flocken und sehr viel bleibt nicht liegen, aber ich freue ich immer, wenn’s schneit. Ansonsten notiert mein Bullet Journal, dass ich ziemlich k.o. aus der Schule komme. Dort geht es weiter wie bisher: Man arbeitet immer unter dem Damoklesschwert der Quarantäne und am zweiten Dezember erwischt es gut die Hälfte meiner Sechstklässler. Die Kinder daheim werden per Mebis mit Material versorgt und erhalten Infos, was wir in der Schule gemacht haben, während es „in Präsenz“ relativ normal weitergeht.
Eine Premiere für mich gibt es: Die erste Lehrprobe, der ich als Betreuungslehrer beiwohnen darf. Dazu noch unter Pandemiebedingungen (mit Maske, Abständen, Lüften zur Mitte der Stunde usw.). „Mein“ Referendar macht das aber absolut großartig und auch die Klasse ist mit Feuereifer dabei, sodass diese Probe mit Bravour gemeistert wird.
Im Laufe des Monats steigt die Inzidenz im Schul-Landkreis auf über 200, sodass die älteren Klassen in den Distanzunterricht geschickt werden. Mein 11er Deutschkurs war ohnehin schon im Wechselunterricht, sodass die für Dezember geplante Klausur verschoben werden musste, da spielt das jetzt keine große Rolle mehr. Als Lehrer finde ich den kompletten Distanzunterricht auch angenehmer als das tageweise Wechseln, wo immer nur der halbe Kurs oder die halbe Klasse anwesend ist. So kann ich den Unterricht und die Aufgaben wirklich darauf einstellen, dass die Schülerinnen und Schüler daheim und allein arbeiten, aber Dinge wie Computer / Tablet und Internetzugang zur Verfügung haben – beides gibt es in der Schule praktisch nicht (Willkommen im Entwicklungsland Deutschland!). Beim Wechselunterricht hingegen muss ich schauen, dass ich ordentlichen Unterricht für die SchülerInnen in der Schule plane und durchführe und gleichzeitig noch Aufgaben für diejenigen daheim erstellen – da leidet zwangsläufig die Qualität von einem oder beidem; die Zeit, die ich zur Vorbereitung habe, wird ja nicht mehr.
Gesundheitlich gibt’s „Ups“ und „Downs“. Ein „Up“: Mein Fitnessstudio, das wie so vieles andere geschlossen ist, verleiht kostenlos Spinning-Räder und ich besorge mir eines davon Anfang des Monats. Das steht im Keller und, Spoiler, wird bis zu den Weihnachtsferien auch einigermaßen regelmäßig genutzt. Im neuen Jahr steht es dann irgendwie eher still, obwohl mir die (monotone) Bewegung eigentlich guttut. Grundsätzlich sind die neuen Folgen von The Mandalorian mein Highlight in diesem Monat. Die zweite Staffel ist schon verdammt gut.
Mitte des Monats wird dann ein „harter Lockdown“ für Deutschland angekündigt und die Weihnachtsferien beginnen einige Tage früher. Zu diesen Tagen gibt es ein peinliches kommunikatives Hin und Her des Ministeriums. Erst heißt es, in den Tagen finde nur in der Q11 und Q12 Distanzunterricht statt, in den anderen Klassen nicht (wieso?). Die unteren Jgst. sollten nur freiwilliges Material zur Übung und Wiederholung erhalten. Kurz darauf heißt es dann, es wäre niemandem das Unterrichten verboten worden, aber da ist der Zug bei den SchülerInnen natürlich schon abgefahren. Mebis geht an diesen Tagen dann jedenfalls auch in die Knie, sodass das mit dem Unterricht ohnehin irgendwie Makulatur ist. Nun ja.
Die Klausuren, die für kurz vor Weihnachten geplant waren, sind nun alle hinfällig, aber was soll’s. Man ist ja gewohnt, spontan umzuplanen.
Kurz vor Weihnachten gibt es an den „freien“ Tagen dann jede Menge Online-Fortbildungen, von denen ich mehrere mache. Finde die immer ein wenig schwierig: Vieles, was dort erklärt wird, kann ich bzw. kenne ich schon. Aber bei dem einen oder anderen Kurs sind doch noch gute Tipps dabei. Und immerhin bekommt man so „schwarz auf weiß“, was man schon alles kann und erfüllt so seine Fortbildungsverpflichtung.
Den Weihnachtsbaum schmücken wir dieses Jahr schon zwei Tage früher als sonst, aber wen stört’s. Wir sind ja eh alle daheim und so haben wir länger was davon. Weihnachten verläuft dann völlig entspannt und in Ruhe – nur wir als Familie und keine Besuche oder BesucherInnen. Und weil sonst nichts ansteht, streichen wir das Wohnzimmer nach gut zwei Jahren zur Hälfte anders. Silvester verläuft ähnlich ereignislos, aber immerhin hat man keinen Stress.
Januar 2021
Das neue Jahr beginnt damit, dass ich die Ferienwoche nutze, um einen Schwung Klausuren und Schulaufgaben zu erstellen – ahnend, dass sie vielleicht nicht so bald gebraucht werden werden (?!).
Drei Tage vor Schulbeginn kommt dann die Info, dass das neue Jahr erst einmal mit Distanzunterricht für alle Klassen beginnen wird. Als Ausgleich entfallen die Faschingsferien, weil in der Zeit ja niemand was lernt und es dann wieder Distanzunterricht geben wird (Spoiler: nicht.). Fühle mich und meine Arbeit sehr gewertschätzt durch diese Ankündigung. Auch die Schülerinnen und Schüler, von denen die meisten wirklich viel tun und sich richtig Mühe geben, stößt man damit völlig vor den Kopf. Außerdem gibt es die Vorschrift, dass die Nutzung von Mebis nur noch gestaffelt nach Schulnummer erfolgen soll, um Überlastungen und Ausfälle zu vermeiden. Ich hatte das irgendwann mal auf Twitter als Witz vorgeschlagen, aber dass Satire in Sachen Absurdität von der Realität mittlerweile übertroffen wird, wundert ja auch niemanden mehr.
Der Distanzunterricht läuft gut und recht routiniert an. Das Abhalten von Videokonferenzen erfordert privat wieder diverse Absprachen und das Jonglieren zweier beruflicher Kalender, aber irgendwie bekommen wir das hin. Zu Beginn übernehme ich mich (mal wieder, wie im März 2020) mit Abgaben und Korrekturen, schraube das dann aber nach kurzer Zeit etwas zurück und mische Korrekturen / Kontrollen durch mich mit Aufgaben zur Selbstkontrolle durch die SchülerInnen. Einiges lässt sich ja auch in den Videokonferenzen gemeinsam besprechen – anders wäre es in der Schule ja auch nicht, wo man die Hausaufgaben etc. in der Klasse kontrolliert.
Innerlich wurmt mich das aber, weil so halt ganz viel individuelles Eingehen auf die Schüler und jede Menge Feedback verloren gehen. Aber jeden Tag Abgaben von rund 100 SchülerInnen nachgucken und womöglich durchkorrigieren ist halt einfach nicht drin. Obwohl es ihnen, denke ich, schon viel bringen würde.
Dadurch, dass ich die Arbeitszeit etwas begrenze, habe ich abends auch ab und zu wieder Zeit für ein paar Serien. Ganz nett (aber auf Dauer etwas eintönig) finde ich Bridgerton. Auch die zweite Staffel von Star Trek: Discovery gefällt mir gut, die dritte lässt dann nach. Als Miniserie entdecken wir auf Netflix Criminal: Deutschland, was in einer Art Kammerspiel-Setting spannende Kriminalfälle bietet. Obwohl ich mit Krimis sonst überhaupt nichts anfangen kann, finde ich die Serie richtig gelungen.
Gegen Ende des Monats kehren die 12.-Klässler wieder im Wechselunterricht zurück an die Schule. Unsere Schulleitung schlägt vor / ordnet an (das ist ein bisschen vage), den Unterricht aus dem Klassenzimmer zu streamen (zumindest Bild und Ton vom Lehrer). Finde das als Notlösung in Ordnung, da man so die doppelte Vorbereitung vermeidet. Einige KollegInnen sind aber gar nicht begeistert.
In der Praxis funktioniert das Ganze in meinen Augen eher mäßig. Die SchülerInnen daheim sind eher passive ZuhörerInnen, was aber auch an meinem wenig sprechfreudigen Kurs liegen kann, und ich selbst bin tendenziell etwas unaufmerksam, weil ich immer ein Auge auf dem Videokonferenz-Programm haben muss.
Außerdem haben wir an der Schule mittlerweile auch Microsoft Teams im Einsatz, was einen guten Eindruck macht. Ich muss aber gestehen, dass mir dir reine Videokonferenz-Funktionalität bei dem bisher von uns genutzten Alfaview besser gefällt. Teams hätte den Vorteil, dass man auch Aufgaben, Termine, Dateien und kollaborative Tools wie Office Online integriert hätte, wenn man das alles denn nutzen würde.
Nachdem ich für den Wechselunterricht dreimal die Woche an die Schule fahren muss, nutzen wir ab jetzt auch vereinzelt die Notbetreuung im Kindergarten für die Kleine – sonst kommen wir mit den beruflichen Terminen gar nicht mehr hin. Sie genießt es sehr, aber bei uns bleibt irgendwo ein ungutes Gefühl.