Gleich zu Beginn des Monats erwischt erst den Großen und im Anschluss mich eine dicke Erkältung. Großer Spaß: Die Grundschule teilt uns mit, dass wir einen negativen Corona-Test vom Kind brauchen, bevor er wieder in die Schule darf. Auf das Ergebnis warten wir dann lustige sechs Tage (bereits an Tag 1 nach dem Test ist er wieder putzmunter) und erfahren dann am Ende, dass wir gar keinen Test gebraucht hätten, wenn er 48 Stunden fieberfrei ist. Ich will der Grundschule hier aber auch keinen Vorwurf machen – die Regelungen, die vom Kultusministerium kommen, ändern sich gefühlt jede Woche, sodass es schwierig ist, ständig den Durchblick zu behalten.
Trotz steigender Infektionszahlen läuft die Schule im Oktober noch relativ normal – zeitweise brauchen wir keine Masken im Unterricht, weil die Inzidenzwerte noch so niedrig sind (im Vergleich zum Sommer erscheinen sie aber dennoch hoch) und man schreibt die erste Runde Schulaufgaben und Tests. Dabei versuche ich, die ersten Leistungsnachweise möglichst weit nach hinten zu schieben, um meine Schülerinnen und Schüler erst einmal wieder in der Schule „ankommen“ zu lassen. Das wird aber wohl nicht von allen KollegInnen so gehandhabt, wie man diversen Berichten von Test-Orgien in anderen Schulen entnehmen kann.
Über all dem schwebt beständig die Gefahr einer Quarantäne von ganzen Klassen oder Teilgruppen oder der ganzen Schule. Bei uns sind es mehrere ganze und einige Teilklassen, die in Quarantäne müssen – zum Glück bleibt es bei einzelnen infizierten SchülerInnen, die a) alle wieder gesund werden und b) scheinbar niemand in der Schule anstecken. Da von den Quarantänemaßnahmen auch immer wieder zahlreiche KollegInnen betroffen sind, wirbeln diese den Vertretungsplan und die Gelegenheiten für Tests usw. gehörig durcheinander. Eine Schulaufgabe schreibt man eher nicht, wenn die Hälfte der Klasse fehlt oder man selber vorher ein bis zwei Wochen in Quarantäne war. Dazu kommt, dass man die SchülerInnen, die zu Hause sind, ja auch mit Arbeitsmaterial usw. versorgen muss, was zusätzlichen Aufwand bei der Vorbereitung und Nachbereitung des Unterrichts bedeutet. Deutlich merke ich auch, dass das dauerhafte laute Sprechen mit Maske sehr anstrengend ist. Ich komme regelmäßig mit einem extrem trockenen und teilweise schmerzenden Hals aus der Schule. Zusätzlich mache ich mir natürlich auch immer ein wenig Gedanken darum, ob ich mich nicht bei irgendjemand selbst anstecken könnte (oder das Virus mit „nach Hause“ nehme). Somit hat man irgendwie ständig ein latent ungutes Gefühl und ist ein wenig in „Hab-Acht-Stellung“, welche neuen Regelungen oder Ausfälle einen am nächsten Tag erwarten.
Privat steht diesen Monat noch die Kommunion des Großen an, die eigentlich im Mai hätte stattfinden sollen. Statt einer Messe für alle Kommunionkinder gibt es nun vier oder fünf Termine mit jeweils sechs Kindern. Jede Familie darf nur zwei weitere Hausstände mitbringen und wir feiern dann im ganz kleinen Kreis. Nicht die Feier, die der Große sich vielleicht erhofft hätte, am Ende aber doch sehr schön und aufgrund des reduzierten Rahmens auch für uns als Eltern sehr entspannt.
Gegen Ende des Monats und mit immer weiter steigenden Infektionszahlen werden die Maßnahmen in Bayern weiter verschärft, aber da sich unser soziales Leben mittlerweile eh weitgehend auf Null reduziert hat, ändert das an unserem Alltag auch nicht viel. Und so geht es dann in die Herbstferien…
November 2020
Diese beginnen mit einer ganzen Reihe von körperlichen Beschwerden, vom Magen bis zu den Ohren ist alles dabei – ob durch Stress bedingt oder nur zufällig gemeinsam, kann ich nicht sagen. Es ist aber tatsächlich so, dass ich zunehmend das Gefühl habe, mich „aufzuarbeiten“ und daher bei den Vorbereitungen bewusst einen Gang runter schalte. Dann gibt es halt weniger kreative und individuelle Aufgaben und mehr aus dem Buch.
Zur therapeutischen Entlastung reaktiviere ich dieses Blog hier, wer auch immer es lesen wird.
Im November sind wechselnd diverse Klassen und Teilklassen in Quarantäne, sodass es neben Material online stellen auch wieder Videokonferenzen gibt (wenn eine ganze Klasse daheim ist). Das funktioniert aber nur von daheim vernünftig. In der Schule haben wir eine 50MBit-Internetverbindung – für 1400 SchülerInnen und 100 LehrerInnen. Da wird’s schon eng, wenn ein paar Leute einen Film aus dem Netz zeigen. Da ich ja aber meine anderen Klassen ganz normal in der Schule unterrichte (mittlerweile nur noch mit FFP2-Maske), gehen die Videokonferenzen nur am Nachmittag als Programm „oben drauf“.
Aufgrund diverser Ausfälle von Klassen und mir muss ich – zum ersten Mal in meiner Laufbahn als Lehrer, glaube ich – Schulaufgaben in einzelnen Klassen verschieben, in einer Fünften sogar zweimal. Rückblickend, aus dem Januar-Lockdown, gesehen auch kein großes Drama. Für die Kinder ist es aber natürlich schon blöd, wenn da immer wieder etwas umgeschmissen wird und sie eine Schulaufgabe, auf die sie sich vorbereitet hatten, dann doch nicht schreiben können.
Auf der anderen Seite – toi, toi, toi – sind bei den Schulaufgaben, die ich schreibe, alle Schülerinnen und Schüler da, sodass ich in der ersten Runde keine einzige Nachholschulaufgabe brauche. Die Kolleginnen und Kollegen sind da weniger glücklich, in der Q11 wird eine Englisch-Klausur geschrieben, bei der z.T. weniger als die Hälfte des Kurses anwesend ist.
Nebenbei und weil’s ne schöne Ablenkung ist beginne ich mit dem geplanten Weggang von Google. Bisher haben wir E-Mails, Kalender und Kontakte komplett bei Google (Google Suite mit eigener Domain, ein Überbleibsel aus der Zeit, als es Google Apps für Privatleute noch kostenlos gab). Um den „Datenkraken“ ein wenig zu entkommen, wollen wir davon weg. Als erster Schritt landen Kalender und Notizbuch in einer NextCloud bei meinem Webhoster, die ich auch als Cloudspeicher für Dokumente nutze. Nach ein wenig Hin- und Her mit der Synchronisierung läuft dann alles. Nur Outlook ist zickig, aber dann nutze ich eben einen anderen E-Mail-Client.
Ansonsten geht privat der übliche Vorweihnachtsstress los – naja, irgendwie anders als sonst: Weihnachten werden wir allein feiern und planen, auch über die Feiertage keine Besuche zu machen / zu bekommen. Daher gibt’s neben dem alljährlichen Black-Friday-Shopping auch noch eine Spritztour quer durch den Großraum München, um vorab diverse Geschenke zur Verwandtschaft zu bringen oder abzuholen.
Neben all den coronabedingten Absonderlichkeiten gibt’s natürlich auch das Alltagsgeschäft wie immer vor Weihnachten: Korrigieren, korrigieren, korrigieren.
Und damit geht es auch schon in den Dezember…