gadgets

Smarte Ringe

Das übliche „Herr der Ringe“-Zitat mit knechten und so spare ich mir an der Stelle.

Smart Ringe sind, naja, Ringe, die mit ein paar Sensoren ausgestattet sind und so den Puls, Schrittzahl, Körpertemperatur und so weiter messen. Diese Daten geben sie dann per Bluetooth an ein gekoppeltes Smartphone weiter, wo man diese dann mit einer zugehörigen App ansehen und auswerten oder mit weiteren Daten, z. B. von einer Smartwatch oder den Sensoren des Handys selbst, kombinieren kann. Im Gegensatz zu Smartwatches, die ja doch recht auffällig sind und aufgrund des in der Regel sehr „sportlichen“ Designs nicht unbedingt zu jedem Outfit passen, sind die Ringe sehr dezent. Sie sind zwar meist etwas dicker als ein einfacher Ehering, fallen aber doch deutlich weniger auf als eine große Apple Watch etc. mit leuchtendem LCD-Display.

Genau dieses dezente Auftreten ist auch der Grund, warum ich lange mit einem Smart Ring geliebäugelt habe und dann irgendwann bei den Amazon Warehouse Deals – oder wie die neuerdings auch immer heißen – zugeschlagen habe. Mein Handy erfasst einfach nicht immer alle Daten im Laufe des Tages und mein Xiaomi Smart Band, das alles an Sensoren hat, was ich brauche, geht in meinen Augen optisch wirklich nur zum Sport. Eine Apple Watch oder ein vergleichbares Fabrikat fände ich schon auch toll, aber dann würde ich sie, als „Daten-Completionist“, auch jeden Tag tragen wollen. Und ich finds halt einfach zu schön, mehr oder minder täglich meine Uhren zu wechseln und die zu nehmen, die zur Kleidung oder zum Anlass am besten passt. Das wäre mit einer Smart Watch passé. Nur für die 2-3 Besuche im Fitnessstudio wäre mir eine Uhr für mehrere hundert Euro dann auch zu teuer, da bin ich mit dem kleinen Smart Band ganz zufrieden.

Der Smart Ring, bei mir ist es ein Amazfit Helio geworden, schließt hier also eine lange bestehende Lücke, die früher einmal von Activity Trackern ohne Display geschlossen wurde. Die konnte man auch einfach zur Uhr am anderen Handgelenk tragen und so die Daten erfassen. Gerade heute habe ich allerdings erfahren, dass (wieder) Amazfit ein neues smartes Armband ohne Display auf den Markt gebracht hat, speziell auf Sportler ausgerichtet, das den gleichen Zweck erfüllen würde. Das Helio Band kostet mit um die 100,- Euro auch nicht die Welt, ganz im Gegensatz zum seit einiger Zeit auf dem Markt befindlichen Whoop Armband, das nicht nur teurer ist, sondern auch ein Abo für weit über hundert Euro im Jahr erfordert – ein Zwang, der bei den Amazfit-Geräten glücklicherweise nicht besteht.

Der Ring sammelt also fröhlich Daten über mich und meinen Alltag und verrät mir so einigermaßen gut geschätzt, wieviele Schritte ich gemacht habe, etwas präziser gemessen, wie hoch mein Puls war (in 10-Minuten-Intervallen) oder wie lange und gut ich geschlafen habe. Letzte „Messungen“ decken sich dabei tatsächlich ganz gut mit meinem persönlichen Empfinden, wenn ich morgens fit oder gerädert aufstehe. Dabei scheint die Herzfrequenzvariabilität (HRV) eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn diese, beispielsweise nach intensiver sportlicher Betätigung, einem sehr stressigen Tag oder einem Abend mit ein paar Bier, niedriger als normal ist, geht das praktisch immer mit sehr viel geringerem persönlichem Wohlbefinden und weniger Erholung im Schlaf einher.
Die Schlafzeiten insgesamt werden recht passend erfasst, aber die Erkennung, ob man zwischendrin aufgewacht ist, erkennt Wachphasen nur, wenn man wirklich aufsteht und ggf. längere Zeit auf ist.

Der für mich relevanteste und im Alltag wichtigste Messwert sind übrigens die Schritte und, kombiniert mit dem Puls daraus errechnet, die verbrauchten Kalorien. Diese ermöglichen es ganz gut, einen Überblick über den täglichen Kalorienhaushalt zu behalten, wenn man sein Essen einigermaßen ordentlich protokolliert. Ziel ist hier für mich, natürlich nicht zu viel zu mir zu nehmen (wobei ich auch kein Problem damit habe, wenn mal ein Tag wegen einer Feier, Kuchen oder Ähnlichem über die Stränge schlägt, solang es insgesamt einigermaßen ausgeglichen ist), aber auch nicht deutlich zu wenig. Das passiert leichter, als man denkt, zumindest an den Tagen, an denen ich Sport treibe. Habe da vor einiger Zeit einen interessanten Artikel gelesen, ich glaube, in der SZ, in dem es genau um das Problem ging, dass viele Menschen Sport treiben und gleichzeitig diäten und dann weder abnehmen noch Muskeln aufbauen, da der Körper aufgrund dieser Mangelwirtschaft einfach die Bremse reinhaut und das Kaloriensparen anfängt.

Die Akkulaufzeit des Rings wird mit ca. 3 Tagen angegeben und das kommt bei mir auch hin. Etwas schade ist, dass der Ring nur auf einer Art „Dockingstation“ mittels USB-Kabel induktiv geladen werden kann und nicht, wie die anderer Hersteller, über ein „Charging Case“ mit Akku verfügt, in welchem man ihn unterwegs laden könnte. So muss man, wenn der Ladestand niedrig ist, immer ein bisschen schauen, dass man die Ladezeit von ca. 1,5 Stunden pasesnd timed.

Ich bin mit dem Helio-Ring, geschossen für gute 100 Euro als Gebrauchtware, also insgesamt recht zufrieden. Hätte es das Armband vor ein paar Monaten schon gegeben, hätte ich vermutlich das genommen, aber gut.